Naturschutzgebiet Doberg
Lage:
Das Naturschutzgebiet Doberg liegt am süd-östlichen Rand der Stadt Bünde und wird am Südrand von der A 30 begrenzt. Es ist neben dem Bachtal der Linnenbeeke in Vlotho das älteste Naturschutzgebiet in Ostwestfalen-Lippe. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 48 Hektar.
Geologie:
Der Doberg ist aus mergeligen, fossilienreichen Ablagerungen einer Nebenbucht der Ur-Nordsee aufgebaut, welche vor etwa 38 bis 25 Millionen Jahren im Oligozän, einem Zeitabschnitt des Tertiärs, weite Teile Norddeutschlands überflutete.
Durch den Mergelabbau seit Beginn des 18. Jahrhunderts für landwirtschaftliche, bauliche und gewerbliche Zwecke wurden die geologischen Schichten freigelegt und somit die reiche subtropische Tier- und Pflanzenwelt des Oligozäns:
- Palmen
- Ginkgo
- Mammutbaum
- Muscheln
- Schnecken
- Seeigel
- Fische
- die berühmte Seekuh.
Der Doberg ist der einzige Tagesaufschluss in Norddeutschland mit einer vollständigen Schichtfolge des Unter-, Mittel- und Oberoligozäns. Der weltweite wissenschaftliche und geologische Wert des Gebietes liegt vor allem in seiner Bedeutung für die Paläontologie (Erforschung der fossilen Tier- und Pflanzenwelt), Paläographie (Erforschung der geographischen Verhältnisse der Vorzeit) und der Stratigraphie (Erforschung der geologischen Schichten).
Durch den Abbau wurde die Substanz der geologischen Vorkommen erheblich reduziert. Damit dies aufhört, wurde der zentrale Teil, der Naturschutzkegel, durch die preußische Provinzialverwaltung angekauft, nachdem die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen bereits 1912 die hohe Schutzwürdigkeit des Dobergs festgestellt hatte.
Merkmale:
In ökologischer Hinsicht stellt das Gebiet heute ein Refugium für gefährdete Tier- und Pflanzenarten dar, die ihren Lebensraum auf Trockenrasenflächen, auf extensiv genutzten Ackerflächen, in naturnahen Waldbeständen oder in Feuchtbereichen haben.
Besonders artenreich sind die mageren, großflächigen Wiesenflächen am Südhang des Kuhlenweges. Einige Arten findet man im Kreis Herford nur hier. Die vielen unterschiedlichen Blütenpflanzen wie die Wilde Möhre, die Stengellose Kratzdistel, der Thymian oder der Dornigen Hauhechel und die besonnten Mergelfelsen mit dem Natternkopf sind ideale Lebensräume wärmeliebender Insekten. Allein 61 Wildbienenarten, 14 Grabwespenarten und noch weitere sogenannte Stechimmenarten konnten am Doberg festgestellt werden. Davon besitzen 22 Arten eine überregionale Bedeutung. Auch Heuschrecken, Großschmetterlinge, Käfer, Schwebfliegen, Spinnen und viele andere Tiere finden am Doberg einen trockenwarmen Lebensraum. Zur Erhaltung der Wiesen gehört das regelmäßige Mähen und/oder Beweidung, andernfalls verbuschen sie und der Wald holt sich die Flächen zurück.
Die Waldflächen des Dobergs gehören zu den Kalkbuchenwäldern, in deren Beständen die Buche dominiert. In den jüngeren Beständen überwiegt die Kirsche. Buschwindröschen im Frühjahr, Goldnessel, Schattenblume, Waldsegge und Wachtelweizen bilden im Sommer die Krautschicht. Durch naturnahe Waldwirtschaft – bei der immer einzelne reife Stämme entnommen werden (statt Kahlschlag), Totholz stehen und liegen bleibt, die Naturverjüngung gefördert wird, statt dass gepflanzt wird – entstehen ungleichaltrige, mehrschichtige Waldbestände. Hier fühlen sich Fledermäuse und Waldschnepfen wohl.
Der Brandbach und die Stillgewässer ergänzen das Angebot für Arten, die es eher feucht lieben wie Amphibien, Libellen, Köcherfliegen, Schnecken und Fische.
Beeindruckend ist das Naturschutzgebiet Doberg auch durch seine bizarre Morphologie, die der Abbau hinterlassen hat. Hohe Steilwände, breite Talkessel, runde und längliche Gruben bilden nicht nur abwechslungsreiche Strukturen und Grundlagen für die unterschiedlichen Lebensräume, sondern auch ein besonderes Naturerlebnis für den sanften Touristen im Kreis Herford.
Zur Erhaltung dieses einzigartigen Naturschutzgebietes beachten Sie bitte folgende Regeln:
- Betreten Sie nicht die Flächen außerhalb der Wege. Diese sind durch farbige Tiersymbole gekennzeichnet.
- Führen Sie Ihren Hund immer an der Leine.
- Machen Sie kein Feuer im Gebiet.