Zum »Sudbachtal« in Löhne
(Wanderung Nummer 24)
Treffpunkt für geführte Wanderungen
Parkplatz am Friedhof Mahnen in Löhne-Mahnen, Straße "Am Friedhof"
Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden
Strecke: 3,5 Kilometer
Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung
1. Friedhof Mahnen
Mahnen ist einer der ältesten Ortsteile der heutigen Stadt Löhne. Hier wurde der Grundriss eines früheisenzeitlichen Gebäudes (circa 800 vor Christus) sowie Scherben aus der vorrömischen Zeit gefunden. Aus dem Jahr 1151 gibt es die erste schriftliche Erwähnung des Gutes Mahnen, das dem Stift auf dem Berge in Herford zu Lehen gegeben wird.
1895 wurde die Kirche am Friedhof Mahnen gebaut, 1922 erweitert, 1971 kam eine neue Aussegnungskapelle dazu, die heute unter Denkmalschutz steht.
2. Leinkamp - Flachsanbau
Leinkamp, Reuteplatz, Rötekuhle sind Hinweise, dass der Flachsanbau und die Leinenherstellung früher in dieser Region eine große Rolle gespielt haben. Den Germanen war Leinen seit der Bronzezeit bekannt. Die Herstellung von Leinen gehört zu den ältesten Beschäftigungen der Bauern wie Spinnwirteln und Webgewichte aus der römischen Zeit belegen. Flachs wurde seit dem 4. Jahrhundert von den (Klein)bauern auf den Feldern angebaut, in den Rötekuhlen wurde die Faser gewonnen, auf den Webstühlen in „Heimarbeit“ versponnen und auf dem Markt in Herford verkauft. So diente Leinen zum Erwerb des Lebensunterhalts. Nach Einführung der Dampfwebstühle ab etwa 1820, begleitet von der Einführung der Baumwolle, erfolgte der Niedergang der häuslichen Leinenweberei, was zwischen 1835 und 1850 eine große Auswanderungswelle aus Löhne nach sich zog. Andere suchten ab 1852 in der Zigarrenindustrie ihr Auskommen, während zugleich die Ravensberger Spinnerei in Bielefeld die industrielle Produktion aufnahm. Leinen wurde für den Eigenbedarf weiterhin bis Mitte des 20. Jahrhunderts hergestellt.
Die Rötekuhlen wurden teilweise nach dem 2. Weltkrieg verfüllt, einige wie am Reuteplatz sind noch erhalten. Meist dienen sie heute dem Artenschutz.
3. Kopfweiden
Entstanden, weil die Äste in bestimten Abständen immer wieder abgeschnitten wurden. Die dünnen, feinen Zweige wurden zu Körben verflochten, die dicken dienten als Brennholz. Die Zweige wurden oft in den Rötekuhlen eingeweicht, bevor sie verflochten wurden.
Heute werden Kopfbäume für den Artenschutz und als Kulturdenkmal gepflegt.
Heute werden die Ruten zum Bau von Tipis, Lebendzäunen oder Weidengängen, Pergolas verwendet.
Kopfweiden sind Lebensraum für etwa 400 Insektenarten, auch gefährdeten Arten wie Moschusbock oder Weidenbock. Fliegenschnäpper, Weidenmeisen, Steinkauz, Abendsegler, sogar Wiesel und Marder nutzen die Höhlen als Bau.
4. Industrieansiedlung
1974 entstand dieses Industriegebiet, als geplant wurde, die heutige B 61 als Autobahn Gießen – Bremen auszubauen. Es hätte einen fantastischen Autobahnanschluß gehabt.
Löhne gilt ja als die Küchenstadt, die Firma Nieburg soll der größte Küchenmöbelhersteller zumindest in Europa sein.
5. Hellweg / Koblenzer Straße
Alte Fernstraßen: Hellweg/ Koblenzer Straße
Hellweg, alter Heerweg, später Fernhandelsweg vom Rhein nach Königsberg.
Über die Koblenzer Straße zog Napoleon mit seinen Truppen nach Russland.
Jöllenbeck - Jolenbeke, heute Sudbach
Jöllenbeck ist heute ein Teil von Gofeld und wurde das erste Mal als Winterquartier im Jahre 4/5 des römischen Heerführers Tiberius erwähnt. 993 wurde „locus Jolenbeke“ dem Kloster auf dem Wittekindsberge geschenkt, 1277 – 1301 gehört es zum Marienstift in Minden. 1887 wurde der alte Meierhof zum Pflegeheim, das heute den Namen seines Gründers Eduard Kuhlo trägt.
6. Alter Postweg
Der alte Postweg wird um 1650 ausgebaut, um die Ländreien des Markgrafen von Brandenburg zu verbinden. Über den „alten Postweg“ ritten vor allem seit der Preußenzeit die Postkuriere von Köln nach Berlin. Heute verläuft er teilweise auf einer neuen Trasse.
7. Der Sudbach
Der Sudbach (früher Jolenbeke) ist das Herzstück des Naturschutzgebietes. Seine naturnahe Ausprägung mit einer Wassergüte II, mäßig belastet, und den verschiedenen Strukturen bilden Lebensraum für Schmerle, Steinbeißer und Neunstachligen Stichling. Im Naturschutzgebiet finden sich tiefeingeschnittene Abschnitte mit steilen Ufern aber auch flache Abschnitte mit einer guten Vernetzung zur Aue. Augenfällig ist an dieser Stelle der Ziegelbruch in der Sohle als menschlicher Einfluss.
In seinem Unterlauf ist der Sudbach aber in großen Teilen verrohrt, so dass diese Abschnitte des Naturschutzgebietes doch sehr isoliert liegen.
8. Naturschutzgebiet Sudbachtal
Das Sudbachtal gehört zu den Siektälern im Kreis Herford. Schon auf der Uraufnahme von 1837 sind Siekstrukturen zu erkennen: steile, teilweise bewaldete Talböschungen, große Grünlandflächen im Talgrund und den Bach an den linken Talrand gelegt.
Die Sieke sind während der Eiszeit entstanden und durch die sogenannten „Wiskenmaker“ überformt worden. Dabei wurde der Wald abgeholzt und die Hänge steil abgestochen. Der anfallende Boden wurde auf dem Talgrund verteilt und der Bach an den Talrand verlegt. Dadurch entstanden große, feuchte Wiesen- und Weidenflächen. Im Sudbachtal wurden bis heute keine Flächen zur Ackernutzung umgebrochen, man findet jedoch immer mehr Grünlandflächen, die brachfallen und sich mit Brennessel, Giersch, Mädesüß und Weidenröschen zu Hochstaudengesellschaften entwickeln. Zum Naturschutzgebiet gehören noch Buchen- und Erlenwälder mit vielen Höhlenbäumen und kleine Röhrichte. Vögel, Kleinsäuger, Insekten und andere Kleintierarten bevölkern das Naturschutzgebiet.
9. Trafostation
Diese ausgemusterte Trafostation dient der Schleiereule als Brut- und Schlafplatz. Sie ist im Eigentum eines Privatmannes und wurde von ihm ausgebaut und renoviert. Ein Nistkasten befindet sich unterm Dach, der Innenraum ist mit Laufstegen für die Eulen ausgestattet. In der Regel finden 2 erfolgreiche Bruten pro Jahr statt. Als Besonderheit gehören 90 m² Wald zur Station, ein idealer Jagdraum für die Tiere.
Im Kreis Herford sind insgesamt 15 ehemalige Trafostationen für den Artenschutz umgewidmet und ausgebaut worden. Schleiereulen, Falken, Stare, Mauersegler, Amseln, Hornissen, Wespen und andere Tierarten finden in und an den Gebäuden neue Nistplätze.
10. Hexenbusch / Katzenbusch
Der Sage nach flogen die Hexen mit pechschwarzen Katern auf der Schulter zum Blocksberg. Für den Katzenbusch werden solche Geschichten zwar auch erzählt, eine solche Beobachtung nicht verbürgt, jedoch dass Füchse und Marder in diesem reliefreichen Wäldchen lebten. 1650/57 wurden zwei Gofelder Frauen als Hexen in Hausberge verbrannt.
11. Tierpark Katzenbusch
Hier befand sich bis Mitte der 60er Jahre ein Tierpark mit Gokartbahn. Pferde, Ziegen und Schafe weideten an den Hängen und im Talgrund. Heute gehört die Fläche der Stadt Löhne und wurde auch im Rahmen der 1000-Jahrfeier bepflanzt.
12. Wallhecken
Wallhecken oder Knicks entstanden als Lesesteinwall, Feld- oder Wiesenbegrenzung, als Windschutzhecke oder als Holzlieferant. Wallhecken können bis zu 2000 Jahre alt sein , unsere heutige Landwirtschaft empfindet sie bei der großflächigen Bearbeitung jedoch als lästig, weshalb in den letzten 40 Jahren mehr als die Hälfte dieser Hecken verschwunden sind. Dabei haben Knicks auch heute noch wichtige Aufgaben: als Lebensraum für circa 7000 Tierarten und 1800 Pflanzen, als Windschutz gegen Erosion, als gestaltendes Landschaftselement, als Immissionsschutz gegen Staub und Lärm, als Erosionsschutz gegen Wind und Wasser und als Kulturdenkmal. Wallhecken bestehen aus Sträuchern, Bäumen und Krautsäumen. Wallhecken sind nach dem Landschaftsgesetz gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile, die nicht beschädigt oder beseitigt werden dürfen.