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Um das »Hücker Moor» in Spenge

(Wanderung Nummer 4)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

Moorstraße, Parkplatz "Moor-Ranch" (ehemals Seeschlösschen), Spenge, Hücker-Aschen

Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden

Strecke: 5,2 Kilometer

Die Senke des Hücker Moors ist durch einen eiszeitlichen Erdfall entstanden. In der Folge füllte sich diese mit ungeordnetem Grundmoränenmaterial, auf dem sich nachfolgend ein Niedermoor bildete. Durch die Abtorfung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand der Hücker-Moor-See mit seinen typischen ”Fingern”, die die Parzellen der verschiedenen Eigentümer darstellen. Mit seiner circa 11 Hektar großen Wasserfläche stellt er ein beliebtes Naherholungsziel dar und die einzige Möglichkeit im Kreis Herford zum Bootfahren für jedermann.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. Hücker Moor

Die Wasserfläche ist das Kernstück des 62 Hektar großen Ge­schützten Landschaftsbestandteils, zu dem noch etwa ­21 Hektar Laubwald, etwa 18 Hektar Grünland und ungefähr 6 Hektar Acker gehören. Der Hücker-Moor-See ist ein Stillgewässer und wird von Grundwasser und kleinen oberirdischen Zuläufen gespeist. Den Auslauf bildet der Moorgraben, der nach Osten in die Else fließt. Die freie Wasserfläche hat derzeit eine Tiefe von 50 – 80 cm, die Wassergüte ist bei einer Sichttiefe von 0,15 cm als übernährstoffreich einzuordnen. Das Wasser erwärmt sich im Sommer infolge der Sonneneinstrahlung sehr stark, der Sauerstoffgehalt nimmt ab, das Algenwachstum wird gefördert und es besteht die Gefahr, dass der See ”kippt”. Die Senke des Sees bildet eine sogenannte Düngerfalle, in der Folge bildet sich am Grund eine immer dicker werdende Schicht an Faulschlamm. Die Gefahr von Fischsterben wächst und der See verlandet immer mehr. Ursache hierfür sind die stark nährstoffhaltigen Zuflüsse, das Anfüttern von Wasservögeln und Fischen durch die Besucher, der jährliche Laubeinfall, der Eintrag von Schlamm infolge von Erosion aber auch der Nährstoffeintrag aus der Luft. Dabei bietet das Gebiet mit seinen Feuchtwiesen-, Röhricht-, Hochstauden- und Waldgesellschaften noch immer etwa 50 Vogelarten, sowohl Brutvögeln als auch Nahrungsgästen und Durchzüglern, einen Lebens­­raum, ebenso ungefähr 250 Schmetterlingsarten, einigen Schnecken, Muscheln, Fledermäusen und Amphibien. Die Fischarten sind überwiegend vom Angelverein eingesetzt worden. Viele Tierarten wie beispielsweise der Pirol haben sich in den letzten Jahrzehnten vom Hücker Moor verabschiedet.

Kein Ergebnis gefunden.

Außer vom Angelverein wird der See zum Ruder- und Tretbootfahren, für Modellboote und im Winter als Schlitt­schuhteich genutzt. Um diese attraktive Wasserfläche zu erhalten, wurde ausgehend vom ”Runden Tisch” der Seenutzer und Naturschützer unter der Schirmherrschaft der Stadt Spenge ein Pflege- und Entwicklungskonzept erarbeitet, zu dem alle Interessengruppen ihren Beitrag leisten. In der Umsetzung sind in der Vergangenheit Informationstafeln aufgestellt, Erosionsschutzstreifen angelegt, Raubfische eingesetzt, die Grünlandbewirtschaftung extensiviert, Schutzabsperrungen an der West-, Süd- und Ostbucht aufgebaut, Pappeln gefällt, kleine Teilentschlammungen und viele andere Maßnahmen durchgeführt worden.

2. Sumpffläche

Hier wurde ein großer Teil der standortfremden Hybridpappeln gefällt. Seitdem hat sich die Fläche wieder stärker vernässt, es entstand eine Sumpffläche. Röhrichtarten haben sich angesiedelt und die standortgerechte Erle fasst Fuß. Gleichzeitig dient die Fläche als ”Pflanzenkläranlage” für die Zuflüsse vom Westhang.

3. Panoramablick

Dieser Blick zurück zeigt, wie die Wasserfläche in die Senke eingebettet ist und in Waldbereiche, umgeben von Grünland und ausgedehnten Ackerflächen an den Hängen. Im Hintergrund ist das Wiehengebirge zu sehen.

4. Sattelmeyerhof

In Hücker-Aschen liegt der Sattelmeyerhof Meyer zu Hücker. Der Sage nach waren die Sattelmeyer treue Vasallen des Sachsenkönigs Widukind und Meyer zu Hücker schloss den Zug, wenn sie mit dem König ritten. Wahrscheinlich sind die Höfe aber um 700 für die ehemaligen sächsischen Siedlungsführer mit Vorrechten gegründet worden (sie waren frei vom Zehnten, besaßen ein Holz-, Jagd,- Fischerei und Torfstechrecht, sie übten die Gerichtsbarkeit aus und genossen bei der Leichenbestattung besondere Ehren). Meyer zu Hücker war bis zum 18. Jahrhundert amtshörig dem Stift auf dem Berge bei Herford, danach zahlte er seine ”weltliche” Steuer an den Grafen zu Ravensberg, seine ”Kirchensteuer” an das Stift.

Die Sattelmeyerhöfe sind immer als Einzelhofsiedlungen außerhalb von Dörfern angelegt worden (Hücker = auf dem Hügel) und wuchsen durch Heuerlingshäuser und Kotten zu einer Kleinsiedlung.

Heute werden die etwa 60 ha großen Flächen einzeln verpachtet, dass heißt der Hof wird nicht mehr bewirtschaftet. Das Hauptgebäude wurde 1859 errichtet, Scheunen und Ställe in den Jahrzehnten danach, die Gebäude sind alt und genügen heutigen Ansprüchen nicht mehr.

5. Hecke

Diese Hecke wurde im Landschaftsplan zur natürlichen Bereicherung für die Tier- und Pflanzenwelt und zur Verschönerung der Landschaft geplant und auch gepflanzt. Wie Sie sehen können, wurden Teile der Hecke abgeschnitten, das heißt ”auf-den-Stock-gesetzt”. Sie wächst so immer wieder von unten nach und verjüngt sich auf diese Weise. Hecken spielen ökologisch eine große Rolle für bis zu 1500 verschiedene Arten an Vögeln, Insekten, Kleinsäugern, Reptilien, Schnecken und Würmern, für die sie Unterschlupf und Nahrung bieten. Wichtig hierfür ist die richtige Pflanzenzusammensetzung mit einheimischen, standortgerechten Arten, damit die Blüten, die Blätter, die Früchte und auch das abgeworfene Laub der Tierwelt zugute kommen und eine Grundlage für die Nahrungskette bilden kann. Die Funktion der Hecken als Wind- und Erosionsschutz, als Luftfilter und für den Wasserhaushalt wird heute leicht vergessen.

6. Franziska Spiegel

Auch in dieser friedlichen, idyllischen Landschaft finden sich Spuren grausamer Geschichte. Franziska Spiegel wurde am 6.5.1905 in Werl geboren und am 4.11.1944 , sechs Monate vor Kriegsende, von SS-Männern am Hückerholz ermordet. Auf ihrem Rücken war ein Zettel ”Sie war Jüdin” geheftet. Sie wurde ohne Gerichtsverfahren hingerichtet, ein im Kreis Herford einmaliger Fall. Dabei war sie mit ihrer Familie 1943 nach Werfen gekommen, in der Hoffnung dem Holocaust zu entgehen, nachdem sie schon ihren Vater und Bruder verloren hatte und mit ihrem Sohn immer wieder Schikanen und Verhaftungen ausgesetzt war.

Ihre Leiche (die Gestapo verbot die Beisetzung auf einem Friedhof) wurde heimlich von ihrem Mann und Helfern unter einer Gruppe von 3 Eichen an einem Grenzweg zwischen Werfen und Ahle begraben. Im Oktober 1948 wurde Franziska Spiegel exhumiert, dabei wurde festgestellt, dass sie durch einen Schuß ins Kinn starb. Sie fand ihre letzte Ruhe wohl auf dem jüdischen Friedhof in Minden. Die Namen ihrer Mörder waren bekannt, es erfolgte aber auch nach dem Krieg keine Strafverfolgung. Die Stadt Spenge hat zu ihrem Gedenken einen Weg nach Franziska Spiegel benannt und einen Gedenkstein aufgestellt, der an ihrem 46. Todestag im Rahmen einer kleinen Feier und im Beisein ihres Mannes enthüllt wurde.

7. Moorbach

Der Moorbach ist der von Menschen gebaute Abflussgraben des Hücker Moors und mündet nach wenigen Kilometern in die Else. Obwohl er ein Fließgewässer ist, sehen Sie kaum eine Strömung. Das geringe Gefälle verleiht ihm eher Eigenschaften eines Stillgewässers, das fehlende Ufergehölz verstärkt diese, indem die starke Erwärmung des Wassers gefördert wird und zu einem geringen Sauerstoffgehalt führt. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung entlang des Baches führt zu einem verstärkten Nährstoff- und Erosionseintrag. Drei- und Neunstachliger Stichling sind deshalb auch die einzigen vorkommenden Fischarten.