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Um »Randringhausen« in Bünde

(Wanderung Nummer 22)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

Parkplatz Kurhaus Wilmsmeier in Randringhausen

Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden

Strecke: 4 Kilometer

„Bad Randringhausen – Ein Name, der bis vor wenigen Jahren kaum über die nächste Umgebung des Ortes hinausgedrungen war. Freilich, der heimatliebende Naturfreund kannte ihn längst, - kann­te das stille schöne Tal mit dem munter plätschernden Bache (Ostbach), den angrenzenden grünen Höhen, den malerischen Waldkulissen.

Und die Bewohner der benachbarten Dörfer wussten es seit alter Zeit, daß in Randringhausen ein Wasser quoll, dem eine eigentümliche Kraft innewohnte. Mit Ausschlägen und kranken Augen kamen sie herbei – und netzten die wunden Stellen mit dem heilenden Naß, und fanden wirksame Hilfe (aus: Ernstmeiers Bad Randringhausen, 1932). Der weitläufige Landschaftspark rund um die Kurhäuser ist bis heute ein beliebter Anziehungspunkt für zahlreiche Kurgäste, Jogger, Spaziergänger und Walker, die hier die Nähe zur Natur geniessen.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. Kurhäuser und Schwefel-Quellen

Die heilende Wirkung des leicht nach faulen Eiern riechenden Randringhausener Quellwassers war den Bewohnern der umliegenden Dörfer bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Noch bevor der Kurbetrieb in Randringhausen offiziell startete, nutzten sie das Wasser beispielsweise für Bäder, Spülungen und Trinkkuren. 1928 ließen die Colone (Bauern) Wilhelm Ernstmeier und Heinrich Wilmsmeier die auf ihrem Land sprudelnden Schwefelquellen analysieren. Die Untersuchung ergab neben zahlreichen Mineralien einen hohen Anteil an Schwefel und Jod. Aufgrund der guten Ergebnisse wurden bereits im folgenden Jahr die Kurhäuser Ernstmeier und Wilmsmeier gegründet. Sie fanden regen Zuspruch, besonders da Randringhausen neben dem heilenden Quellwasser auch Torf als zweites Heilmittel anbieten konnte. Bereits in der ersten Badesaison 1929/30 wurden in 100 Tagen 10 000 Bäder ausgegeben. Bis heute werden die wohltuenden Moor- und Schwefelbäder verabreicht, die unter anderem Leiden wie Rheuma, Gicht, Arthrose und Hauterkrankungen lindern.

Quellen entstehen durch Niederschläge, die im Boden versickern und durch wasserdurchlässige Schichten, wie den Sandstein im Ravensberger Hügelland, hindurchgeleitet werden. Auf sogenannten „Wasserstauern“, zum Beispiel weichen Tonsteinen, sammelt sich das Grundwasser und tritt an die Oberfläche. Im Kurgebiet befinden sich vier in Brunnen gefasste Schwefelquellen und eine Eisenquelle. Eine Schwefelquelle muss nachweislich 1 Milligramm Schwefel pro Liter Wasser enthalten, die Randringhausener Quellen enthalten ein Vielfaches.

2. Walnussbaum

Seit der jüngeren Steinzeit wird die Walnuss (Juglans regia) vom Menschen kultiviert. Aufgrund ihres stattlichen Wuchses bekam der Baum den Beinamen „regia“, die Königliche. Die Walnuss ist frostempfindlich und bevorzugt daher geschützte Lagen. Traditionell steht sie an Höfen, oft dicht am Misthaufen oder in der Nähe der Viehställe. Mit ihrem intensiven Geruch sollen die Bäume Fliegen und andere Insekten vertreiben und diese so von den angrenzenden Wohnbereichen fernhalten.

3. Moor und Moorlager

Einst erstreckten sich in den Randringhausener Talauen links und rechts des Ostbaches kleine Flachmoore. Flachmoore werden zusätzlich zum Regenwasser auch durch Quellen und Grundwasser gespeist. Die Vegetation dieser Moore ist artenreich, unter dem Einfluss der unterschiedlich hohen Bodenfeuchtigkeit entstehen verschiedene Pflanzengemeinschaften, wie zum Beispiel Seggenriede und Wollgrasbestände. Heute sind nur noch Reste der ursprünglichen Flachmoore in Randringhausen vorhanden, der größte Teil wurde im Rahmen des Kurbetriebs abgebaut. Das sogenannte Heilmoor enthält eine Vielzahl von Arzneipflanzen, deren Wirkstoffe seit Jahrtausenden konserviert und gespeichert sind, wie beispielsweise die in einigen Weiden enthaltene Salicylsäure, die als Arzneimittel, besonders bei Rheuma, bekannt ist. Das Randringhausener Moor enthält durch die Heilquellen zusätzlich Schwefel, der entzündungshemmend und knorpelstärkend wirkt. Der Torf wird nach Gebrauch in den sogenannten Moorlagern bzw. Moorgärten deponiert. Hier kann er bis zur Wiederverwendung mindestens fünf Jahre regenerieren.

4) Kopf-Hainbuchen und Roteichen

Die etwas skurril anmutenden Hainbuchen (Carpinus betulus) sind das Ergebnis einer uralten Bewirtschaftungsform. Ähnlich wie bei den bekannteren Kopfweiden wurden auch Hainbuchen in ein bis zwei Metern Höhe geköpft. Der Baum reagiert auf diesen massiven Eingriff mit zahlreichen Austrieben und bildet die typische Kopfform. Die regelmäßig abgeschnittenen Ruten dienten frisch geschnitten oder getrocknet (Laubheu) als Viehfutter oder als Brennholz. Mitte des letzten Jahrhunderts verlor diese mühsame Bewirtschaftung an Bedeutung, die Kopfbäume wurden nicht mehr geschnitten und es entstanden diese bizarren Bäume. Die Roteiche (Quercus rubra) hat ihren Namen aufgrund der leuchtend roten Herbstfärbung der Blätter. Ursprünglich stammt diese Art aus Nordamerika und gelangte vor etwa 300 Jahren als Park- und Straßenbaum nach Europa.

5. Ostbach

Der Ostbach entspringt am Südhang des Wiehengebirges, fließt in einem großen Bogen durch Randringhausen und mündet als Spradower Mühlenbach unterhalb der Elsemühle in die Else. Das Fließverhalten des in weiten Bereichen naturnah ausgeprägten Ostbaches ist im Ober- und Mittellauf sehr abwechslungsreich, strömungsarme Kolke wechseln mit teilweise turbulent fließenden Flachwasserabschnitten. Hier ist der Bachflohkrebs (Gammarus pulex, siehe Titelbild) zu Hause, der unter Steinen und an Pflanzenwurzeln lebt und kleine saubere Bäche bevorzugt. Er wird bis zu 2 Zentimeter lang, wobei das gelblich-hellbraune Weibchen deutlich kleiner als das Männchen ist. Bachflohkrebse sind Indikatoren (= Zeigertierchen) zur Bestimmung der Gewässer­güte.

6. Siek

Das Gewässersystem des Ostbachs ist weit verzweigt, besonders die zahlreichen Nebengewässer verlaufen häufig in Sieken: eine besondere Form der Grünlandbewirtschaftung des Ravensberger Hügellandes. Das Grünland entlang von Bächen wurde früher aufgrund seiner hohen Futtererträge sehr geschätzt. Um diese Flächen zu erweitern, wurden die Talsohlen der Kerb- und Muldentäler verbreitert und eingeebnet, die Böschungs­kanten als natürliche Begrenzung abgestochen und der Bach an den Rand der Wiese verlegt. Aus diesem Grund fließen die Bäche in den Sieken meist geradlinig entlang der Siekkante. Werden die Sieke nicht mehr bewirtschaftet, erobert die Erle die feuchten Flächen und es entwickelt sich im Laufe der Zeit ein Erlenbruchwald.

7. Moor und Erlensee

Auf Initiative der „Gemeinschaft zur Erhaltung der Natur Bünde“ wurde 1971 der Moorsee angelegt. Ziel war es „unsere wasserarme Heimat um eine bedeutende Seefläche zu bereichern“ und „eine Anlage zur Erholung vor den Toren Bündes zu schaffen.“ Der ungefähr 2 Hektar große See wurde mit Geldern der Gemeinschaft, Landeszu­schüssen und viel Engage­ment der Mitglieder der Gemeinschaft innerhalb eines Jahres fertig gestellt. Beim Ausbaggern des Sees kam Torf zum Vorschein, aus diesem Grund erhielt der See den Namen Moorsee. 1973 wurde der Erlensee als Ergänzung zum Moorsee ober­­halb des Ostbaches angelegt. Er erhielt seinen Namen von den Erlen an seinem Ufer.

8. Japanischer Flügelknöterich

Der Japanische Flügelknöterich (Fallopia japonica) gehört zu der Gruppe der Neophyten. Das sind Pflanzen, die mit Hilfe des Menschen eingewandert sind oder eingeführt wurden und heute hier wild leben. Der Flügelknöterich ist in Japan, Korea und China beheimatet und wurde 1825 als Zier- und Futterpflanze nach Europa gebracht. Er ist sehr konkurrenzstark und besiedelt vorwiegend feuchte bis nasse Standorte, beispielsweise Fluss- und Bachufer. Bei optimalen Standortbedingungen bildet er dann teilweise kilometerlange Massenbestände. Heimische Strauch- und Krautarten haben innerhalb dieser Bestände keine Chance und werden verdrängt. Dieses wirkt sich schließlich negativ auf die heimische Insektenwelt aus, da spezialisierte Arten hier keine Nahrungspflanzen mehr finden. Der Flügelknöterich vermehrt sich vorwiegend über Wurzelsprosse und kleine Wurzelstücke, die häufig mit Gartenabfällen in die freie Landschaft verschleppt werden. Sogar kleinste Bruchstücke der Pflanze, die beispielsweise im Uferbereich eines Baches abgeschwemmt werden, treiben an anderer Stelle wieder aus.

9. Birkenallee

Die anspruchslose Birke (Betula pendula) zählt zu den Pionierbaumarten. Der Baum passt sich schnell seiner Umgebung an und besiedelt als einer der Ersten extreme Standorte wie Brachflächen, Mauerritzen, Schutthalden und Moore. Er kommt mit wenig Wasser aus, kann sich aber bei hohem Wasserangebot zum „Säufer“ entwickeln. Das dichte Wurzelsystem wirkt wie ein Drainage und sammelt das Wasser aus den umgebenden Flächen.

Besonders auffällig an der Birke ist ihre weiße Rinde. Durch die helle Oberfläche kann sie die Oberflächentemperatur am Stamm deutlich reduzieren und so eine Überhitzung des empfindlichen Zellteilungsgewebes, das direkt unter der Rindenoberfläche liegt, verhindern. Die weiße Farbe wird durch den Farbstoff Betulin, der die Rinde gleichzeitig wasserundurchlässig macht, erzeugt. Traditionell macht man bis heute aus den dünnen Ästen der Birke die hierzulande bekannten Reiserbesen. In der Medizin ist die Birke ein anerkanntes Naturheilmittel. Birkenblätter wirken als Teeaufguss entschlackend und blutreinigend. Birkensaft, der im Frühjahr durch das Anbohren des Baumes gewonnen wird, gilt als wirksame Tinktur bei Haarausfall, Kopfjucken und Schuppen.