Entlang der »Else« in Bünde
(Wanderung Nummer 21)
Treffpunkt für geführte Wanderungen
Rathaus in Bünde, Parkplatz
Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden
Strecke: 4,5 Kilometer
Bereits im 13. Jahrhundert wurde die Else unter dem Namen Elsens von Els gleich Erle und Ana gleich Fluss erwähnt. Der Sage nach hat der Fluss seinen Namen von der schönen Müllerstochter Else, die in den Fluten des Flusses ihr trauriges Ende fand. Vielleicht gaben auch die zahlreichen Erlen an ihrem Ufer der Else ihren Namen. Der Ursprung des Flusses selbst ist bis heute ein Geheimnis. Die wohl bekannteste und gleichzeitig umstrittene Variante ist die Bifurkation, eine Flussgabelung. Diese seltene Erscheinung teilt das Wasser der Hase und lässt zwei Flüsse, die Hase und die Else, entstehen. Die natürliche Entstehung der Bifurkation wird immer wieder angezweifelt. Es könnte sich auch nur um einen Stichkanal handeln, der im 15. oder 16. Jahrhundert gegraben wurde, um die Hase mit dem parallel verlaufenden Uhlenbach zu verbinden. Somit konnten die Krusemühle und die Osnabrücker Mühlen von der Hase angetrieben werden, das Wasser der Else füllte den Wassergraben des Schlosses Gesmold und trieb die Mühle Gesmold an.
Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung
1. Else/Theodor-Heuss-Brücke
Die Else entsteht bei Gesmold und mündet nach etwa 35 Kilometern bei Löhne in die Werre. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war die Qualität des Elsewassers gut. Die Else war ein fischreiches Gewässer, sogar Fische mit hohen Ansprüchen an die Wasserqualität, wie Lachs und Bachforelle, konnten gefangen werden. Es war üblich, dass die Bünder ihre Wäsche direkt im Fluss spülten und an der städtischen Bleiche trockneten. Im Fluss wurde gebadet!
Bünde ist die Stadt der Brücken. Allein im Bünder Stadtgebiet kann man die Else fünf mal überqueren. Eine kuriose Geschichte kann über die Theodor-Heuss-Brücke berichtet werden. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war sie als einfacher Holzsteg für Fußgänger gebaut worden, aber bereits Anfang der 70er Jahre galt die Brücke als nicht mehr verkehrssicher und wurde gesperrt. Im Zuge des Ausbaus des Stadtkernringes wurde dann der Bau einer großen Brücke beschlossen und im April 1975 mit den Arbeiten begonnen. Als problematisch erwies sich der schlammige Untergrund, der eine Pfahlgründung und Spezialbeton notwendig machte. Am 30. Oktober wurde der Beton eingebracht, kurz nach der Fertigstellung knickte die Brückeplatte ein und stürzte in die Else. Bevor die Brückenarbeiten wieder aufgenommen werden konnten, musste das ganze Flussbett geräumt werden. Am 20. August 1976 startete der zweite Versuch, bereits Ende des Jahres konnte die Brücke für den Verkehr freigegeben werden.
2. Bolldammbrücke
Die Bolldammbrücke wird erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. Zu Beginn hieß sie "Lange Brücke", aber schnell setzte sich der Name Bolldammbrücke durch. Im Zuge der Stadtkernberuhigung sollte die Brücke in den 80er Jahren abgerissen werden. Nach zahllosen Protesten von Seiten der Bevölkerung wurde dieses Projekt fallen gelassen. Seit 1995 steht die Brücke unter Denkmalschutz.
3. Regulierung/Elsedamm
Die ersten konkreten Pläne zur Regulierung der gesamten Else entstanden 1900. Der neue Landrat Franz von Borries wollte im Zuge der Bauarbeiten zur Bünder Kanalisation die Else regulieren. Landwirte und Anwohner wehrten sich, sollten sie doch einen großen Teil der Kosten tragen: das Vorhaben scheiterte. Kurz nach dem 1. Weltkrieg lebten die Pläne wieder auf, doch auch diesmal lehnten die Landbesitzer im Mai 1926 eine Regulierung ab. Der Kreis Melle hatte zu dieser Zeit bereits mit den Regulierungsarbeiten begonnen; die Stadt Bünde sah sich im Zugzwang. Durch einen Trick erreichte der damalige Bürgermeister Doktor R. Moes sein Ziel: Die Stadt selber trat als Auftraggeber auf und enteignete die benötigten Flächen. Die Regulierung des Teilstücks in Bünde wurde am 25. Juni 1926 vom Bünder Stadtrat beschlossen; im selben Jahr begannen die Regulierungsarbeiten, die 1928 abgeschlossen waren. 1929 wurde der Elsedamm feierlich als Promenade eingeweiht. 1934 folgte die Begradigung des Teilstücks westlich von Bünde. Die Gemeinden Hunnebrock, Ennigloh, Werfen und Ahle hatten sich bei der ersten Regulierung noch erfolgreich gewehrt, jetzt stimmten sie zu.
4. Eschenbrücke
Bereits im 15. Jahrhundert war die Eschenbrücke die Verbindung der Dörfer Spradow und Dünne mit Bünde. Nach dem 30 jährigen Krieg konnte die Brücke nur noch als Fußweg genutzt werden, die Dorfbewohner mussten aufgrund des schlechten Zustandes lange Umwege in Kauf nehmen. 1739 beschlossen die beiden Gemeinden, die Brücke auf eigene Kosten wieder Instand zu setzen. Um den Bau zu finanzieren, wurde ein Brückenzoll verlangt, den ein eigener Zöllner kassierte. 1771 wurde die Brücke öffentlich, die Zollabgaben blieben. Im Zuge des Ausbaus der Straße Bünde-Spradow 1896 baute der Kreis Herford eine massive Brücke aus Bruchsteinen, die Vorgängerin der heutigen Eschenbrücke. Im Juni 1957 wurde die neue Brücke gebaut, dabei stand bereits seit 1949 fest, dass die alte Brücke nicht mehr tragfähig war.
5. Naturschutzgebiet Elseaue
Die Else wurde 1969/70 östlich von Kirchlengern bis zur Werre begradigt, dann sollte die letzte Teilstrecke zwischen Bünde und Kirchlengern folgen. Der Plan sah eine weitgehende Begradigung aller Windungen, totale Ausräumung der Ufervegetation, Verbreiterung des Flussbettes und die Einzwängung des Profils in Schotter und Beton vor. Gegen diesen Ausbau des letzten naturnahen Flussabschnitts der Else formierten sich Naturschützer und Angler. Die Gemeinschaft zur Erhaltung der Natur Bünde organisierte Vorträge und informierte über die drohende Gefahr. In den 80er Jahren wurden die Pläne aus finanziellen Gründen aufgegeben und 1995 wurde die Elseaue endlich unter Naturschutz gestellt. Bereits seit 1990 kauft der Kreis Herford flussnahe Flächen, seit 1993 betreut die Biologische Station Ravensberg das 116 ha große Naturschutzgebiet. Schwerpunkt der Arbeit ist die naturnahe Entwicklung der Flussaue durch Umwandlung von Ackerflächen in extensives Grünland, Anlage von Uferrandstreifen, Pflanzung einheimischer Gehölze und die Schaffung temporärer Kleingewässer.
6. Elsemühle/Steinbeißer
Die Elsemühle wurde 1333 von der Herforder Abtei gegründet. 1470 tritt das Stift Quernheim als Verpächter auf. 1745 kam die Mühle in Staatsbesitz und wurde somit königliche Zwangsmühle; die Einwohner von Spradow, Dünne, Bünde und teilweise Südlengern waren der Mühle zugewiesen. Das Mahlen von Getreide aus anderen Gemeinden war unter Strafe verboten. Aufgrund der Regulierung hatten sich die Wasserverhältnisse deutlich verschlechtert, eine Turbine musste eingebaut werden. Heute dient das Mühlenwehr der privaten Stromgewinnung.
In der gesamten Else lebt ein kleiner, unscheinbarer Fisch: der Steinbeißer. Er saugt Sand und Kies in sein Maul, kaut darauf herum und spuckt, was nicht fressbar ist, wieder aus. Der Steinbeißer schätzt ruhig fließende Bäche und Flüsse mit sandigem und feinkiesigem Grund. Heute findet man die Tiere häufig unterhalb von Wehren, da hier immer neue Sedimente eingeschwemmt werden. In der Vergangenheit war der Steinbeißer in fast allen Fließgewässersystemen des Landes zu finden, heute zählt er zu den europaweit gefährdeten Arten. Eines der bestandsstärksten Vorkommen in NRW konnte im Werre-Else-System festgestellt werden.
7. Bünder Gesundbrunnen
1748 wird der erste Bünder Gesundbrunnen angebohrt. Sofort begannen die Planungen für einen Bäderbetrieb mit staatlichen Förderungen. Bereits drei Jahre später wurde die Brunnenallee gepflanzt, Linden und Buchen in vier Reihen säumten die Promenade. Doch die erwarteten staatlichen Förderungen aus Minden blieben aus und die Stadt Bünde war zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage, die anfallenden Kosten alleine zu tragen. "Bad Bünde" blieb in den Kinderschuhen stecken. Die Badestuben der Badewirte genügten den hohen Ansprüchen der Kurgäste nicht, sie waren sehr klein, ohne jegliche Bequemlichkeit und mussten oft mit mehreren geteilt werden. Aus diesem Grund wurden die Badeanstalten vorwiegend vom armen Landvolk genutzt. 1884 wurde die Brunnenallee erweitert, gleichzeitig wurde das baufällige Badehaus renoviert und der Brunnen durch eine Grotte ersetzt. 1909 sollte der Badebetrieb wieder angekurbelt werden, ansässige Ärzte schrieben Gutachten und berichteten von erfolgreichen Anwendungen. Doch der Aufschwung blieb aus, das letzte Badehaus musste 1949 schließen.
8. Bünder Fischzuchtanlagen
Der Zigarrenfabrikant August Steinmeister gründete 1880 die Bünder Fischzuchtanlagen. Zwischen Bismarckstraße und Lübbecker Straße legte er 38 Teiche an, die mit dem Wasser des Gewinghausener Baches gespeist wurden. Gezüchtet wurden vorrangig Edelfischsetzlinge, wie Lachs, Hecht, Forellen, die dann deutschlandweit verkauft wurden. Bekannt geworden ist die Fischzuchtanlage durch zahlreiche Provinzialausstellungen, die von Fischerei- und Landwirtschaftsvereinen veranstaltet wurden. Die Fischzucht wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben, den größten Teil der Anlage erwarb die Stadt Bünde. 1936 wurde hier die Bünder Badeanstalt gebaut. Der größte Fischteich wurde neu gestaltet und bildet heute das Zentrum des Steinmeister Parks. Das Haus des Fischzuchtmeisters steht noch heute am Rande des Teiches. Das Bruthaus, am Parkplatz des Bünder Freibades, wurde erst Anfang des Jahres 2003 renoviert.
9. Bismarckbrücke
Der Bau der Bismarckbrücke wurde auf Drängen von August Steinmeister genehmigt. Er forderte einen kurzen Weg seiner Arbeiter, die überwiegend aus dem Amt Ennigloh kamen, zu den Fabriken jenseits der Else. 1915 vergab die Stadt den Auftrag zur Errichtung einer massiven Elsebrücke, bereits 1916 senkte sich die Brücke, sie wurde nie für den Verkehr freigegeben. Im Zuge der Regulierungsarbeiten wurde das Flussbett der Else verlegt, die Brücke musste abgerissen werden. Am 17. September 1934 wurde die neue Brücke mit der "großen Belastungsprobe" (1 Mischmaschine, 1 Anhänger, 1 Zugmaschine und 45 Menschen) eingeweiht.
10. Kirchenmauer/Hochwasser
Der einstige buhnenartige Charakter von Bünde (auf dem Buin) zeigt sich heute besonders an der exponierten Lage der Laurentiuskirche und der Kirchenmauer. Die Mauer galt lange Zeit als Wehrmauer und schützendes Bollwerk zum Elsetal, das unterhalb der Mauer noch unwegsames Bruch- und Sumpfland war. Nahe der Kirche führte eine Furt durch die Else, die sich im alten Bolldamm, der heutigen Bahnhofstraße, fortsetzte. Nach und nach wurde das angrenzende Sumpfland urbar gemacht und landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund der regelmäßigen Überschwemmungen war eine Bebauung bis zur "Wasserbreite" streng verboten. Erst durch die Regulierung glaubte man die regelmäßigen Hochwasser unter Kontrolle zu haben. Aus Sumpfland wurde Bauland und die Else verlor einen großen Teil ihrer Aue. Durch die Begradigung hat sich die Lauflänge des Flusses stark verkürzt, die Fließgeschwindigkeit erhöhte sich und der Fluss grub sich tief in das Flussbett ein. Bei ergiebigen Niederschlägen steigt der Flusspegel, das Wasser kann - begrenzt durch die Elsedämme - nicht mehr in die Aue ausufern, der Hochwasserpegel steigt rasant und jedes Jahr werden tiefergelegene Flächen, wie beispielsweise der Rathausparkplatz, überschwemmt. Gleichzeitig können die Bäche, die in die Else münden, ihr Wasser nicht in die Else abführen, da diese bereits bordvoll ist. Das Wasser staut sich in die Seitenbäche zurück und verursacht so auch dort Überschwemmungen. Erst im Naturschutzgebiet Elseaue kann das Wasser sich in die Aue ausbreiten und die Hochwasserspitzen abfangen. Ein weiterer Bereich für die Rückhaltung von Hochwasser ist die Niederung westlich von Bünde bei Werfen. Hier könnte großräumig Freiraum für den Fluss geschaffen werden – Zum Nutzen von Mensch und Natur.