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Durch den »Schweichelner Berg« in Hiddenhausen

(Wanderung Nummer 12)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

Hans-Böckler-Straße / Reuterstraße, Schweicheln-Bermbeck

Dauer der Wanderung: etwa 2 Stunden

Strecke: 3,6 Kilometer

"..es muß für den Wanderer in alten Zeiten viel Mut dazu gehört haben, in Nachteinsamkeit diesen Weg zu gehen ... hier war der Ort, wo der Wehrwolf dem Dahinschreitenden sich zugesellte und ihn begleitete, auch wohl auf seinen Rücken sprang und ihn zu Boden drückte. Dort in der Schlucht hausten die unholden Geister der Tiefe, welche dem Menschen Schaden zufügten, und flehend suchten des Wanderers Augen die Wipfel der Wotanseichen, aus deren Zweigen man das Raunen der Himmlischen hörte." So wird 1928 im Heimatbuch von Pastor Wöhrmann ein Gang durch Schweichelns Fluren beschrieben. Heute ist der Berg weniger mystisch. Als einer der höchsten "Berge" des Kreises Herford (168 Meter über NN) ist er ein beliebtes Wandergebiet.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. Jungsteinzeitliche Höhensiedlung

In der jüngeren Steinzeit begannen die Menschen sesshaft zu werden und feste Siedlungen zu bauen. Schon zu dieser Zeit (circa 5.000 bis 3.000 vor Christus) war der Schweichler Berg ein geeigneter Ort zur Besiedlung. Der Berg bot alle Vorteile einer sicheren Höhensiedlung. Kein Angreifer konnte ungesehen den Berg erklimmen; die Natur bot genügend Nahrung, Wasser und Kleidung. In den letzten Jahrzehnten wurden bei Ausgrabungen und durch Zufall immer wieder Kleinwerkzeuge aus Stein gefunden. Diese sogenannten Flintwerkzeuge umfassen unter anderem Pfeilspitzen, Messer, Beile und Schaber zur Bearbeitung von Fellen.

2. Geologie

Ein Rundblick über das Ravensberger Hügelland zeigt noch weitere deutliche Erhebungen neben dem Schweichler Berg, der mit dem Homberg, dem Ascher Berg bei Hoyel und den Meller Bergen die sogenannte Herforder Achse bildet. Die Kuppe des Schweichler Berges besteht aus sehr hartem schwarzgrauen Tongestein, dem "Rätkeuper", der vor etwa 195 Millionen Jahren entstand. Am Osthang des Berges findet man zunächst den älteren Steinmergel, etwas weiter abwärts geht man auf jüngeren Liastonsteinen. Darin befinden sich schwarze Bitumen, ungefähre 180 Millionen Jahre alte Zeugen einer unzureichend zersetzten, reichen Lebewelt einer Flachsee. Die Liastone kommen im Kreis Herford mit einer Mächtigkeit von bis zu 330 Meter vor. Durch eine tektonische Störung (Verwerfungslinie) liegen die älteren Gesteine hoch auf der Bergkuppe und die jüngeren am Bergfuß, also die älteren höher als die jüngeren.

3. Bombenkrater

Die Jahre des zweiten Weltkrieges gingen nicht spurlos am Schweichler Berg vorüber. In Bermbeck war zum Schutz des Löhner Bahnhofs eine Flakstellung errichtet worden. So fielen bei Luftangriffen immer wieder Bomben auch auf dieses Gebiet. Heute sind die Bombenkrater kaum noch zu erkennen und größtenteils wieder bewaldet.

4. Wildacker

In größeren Waldflächen wurden Wiesen oder Wildäcker von Jagdpächtern und Eigentümern angelegt, um die Entwicklung des Wildbestandes im Revier positiv zu beeinflussen.

5. Herrendienstweg

Von der Abtei Herford führte der Herrendienstweg über die Höhe des Schweichler Berges nach Gut Oberbehme, viele weitere Wege münden in den Herrendienstweg. Er wurde vorwiegend von den Bauern genutzt, die ihren Verpflichtungen in Form von Hand-, Spann- und Pflugdiensten gegenüber den Herrenhöfen nachgingen. Die Höfe in Schweicheln gehörten zu den Adelssitzen der Umgebung und der Abtei in Herford. So wurden bereits im 12. Jahrhundert große Mengen Getreide, Schweine, Schafe und Geflügel an die Abtei in Herford geliefert. Erst im 17. und 18. Jahrhundert konnten sich die Bauern von diesen Verpflichtungen freikaufen.

6. Panoramablick

"Doch sind wir auf der Schweichler Höhe angelangt, im Süden winken die Kirchtürme Herfords, sonst ringsumher lachende Fluren, soweit das Auge blickt", so steht es im Heimatbuch Schweicheln von 1928. Noch fünfzig Jahre vorher hätten hohe Bäume die Aussicht verstellt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Waldrand durch Rodungen immer weiter zurückgedrängt, um mehr Flächen für die Landwirtschaft zu erhalten. Heute ergibt sich ein schöner Panoramablick, der sich bis nach Herford erstreckt.

7. Buntspecht

Auf einem hohlen Ast trommelt es sich besser! Dies ist sicher auch ein Grund dafür, dass Buntspechte bevorzugt (Laub-) Wälder besiedeln, die über einen größeren Totholzanteil verfügen. Im abgestorbenen Ast oder Stamm findet sich nicht nur genügend Nahrung, sondern auch die Bruthöhlen - selbst gezimmert - lassen sich hier besonders gut anlegen. Auch Fichtenforste werden als Brutgebiet angenommen, wenn sie alt genug sind; Fichtenzapfen sind eine wichtige Winternahrung. Das typische Trommeln gilt allein dem Anlocken von Weibchen. Der Buntspechtmann ist übrigens durchaus emanzipiert: nachts brütet nur er! Über die Höhlen eines Spechtes, der in seinem Leben bis zu 40 davon anlegen kann, freuen sich viele andere Arten, wie beispielsweise Meisen, Kleiber, Fledermäuse oder Hummeln.

8. Waldgrab

Mitten im Wald liegt ein sagenumwobenes Waldgrab. Eine einfache Grabplatte mit der verwitterten Aufschrift "Hier ruht in Gott die Stütze seiner Mutter und Geschwister Karl Theodor Werner Meinders, geboren 18.8.1820, gestorben 6.3.1850" kennzeichnet die Grabstätte. Angeblich war Meinders Förster, der im Wald verunglückte und an der Unglücksstelle begraben wurde. Die Wahl der Ruhestätte ist zwar ungewöhnlich, aber durchaus zulässig. Privatgrabstätten wurden von der zuständigen Behörde genehmigt, wenn zum Beispiel ein berechtigtes Bedürfnis nachzuweisen war und eine bestimmte Ruhezeit gesichert schien.

9. Mergelkuhlen

Steinmergel hat einen hohen Anteil an Kalk und Mineralien. Aus diesem Grund wurde der Mergel gerne zum Düngen (Mergeln) der Felder genutzt. Erst im letzten Jahrhundert löste der Kunstdünger den Mergel ab. Der Mergel konnte leicht in zahllosen Gruben abgegraben werden, da Steinmergel an der Luft zerfällt und Splitt bildet. Anders als im Doberg, wo der Mergel industriell und in großen Mengen gewonnen wurde, wurde der Mergel des Schweichler Berges nur in kleinen Kuhlen am Wegesrand für die eigenen Felder der Umgebung abgebaut. Leider werden diese Zeitzeugen heute gerne als wilde Müllkippen mißbraucht.

10. Niederwald

Der Gang durch den Schweichler Wald zeigt ganz unterschiedliche Waldformen, dichte Buchenwälder neben dunklen Fichtenforsten, junger Mischwald und lichter Niederwald. Besonders der Niederwald ist durch die Nutzung des Menschen geprägt. Die Bäume, vorrangig Buchen, Hainbuchen und Eichen, wurden regelmäßig geschnitten. Das Schnittgut wurde als Laubheu für den Winter, als Brennholz, aber auch als Flechtmaterial für die Gefache der Fachwerkhäuser genutzt. Die Bäume schlugen wieder aus, so entstand das typische strauchartige Aussehen. Der Bedarf an Holz bestimmte die Häufigkeit des Einschlages. Die Niederwälder bilden ein weniger dichtes Laubdach als Hochwälder aus und lassen damit Sträuchern und Kräutern genügend Licht zum Wachsen. Im 20. Jahrhundert verlor diese Form der Waldbewirtschaftung an Bedeutung, nur in besonderen Notzeiten, beispielsweise während der Kriegsjahre, wurden die Bäume noch geschnitten. Heute sind sie durch die fehlende Bewirtschaftung durchgewachsen.