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Durch den »Doberg» in Bünde

(Wanderung Nummer 7)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

Albert-Schweitzer-Straße, Naturschutzkegel, Bünde

Dauer der Wanderung: etwa 1,5 Stunden

Strecke: 2,5 Kilometer

Der Doberg in Bünde ist nicht nur eine Besonderheit für den Kreis Herford, sondern wegen seiner vollständigen Oligo­zänschichtfolge (oberes, mittleres und unteres Oligozän) von weltweiter wissenschaftlicher Bedeutung. Diese heute festen Sand-, Kalk- und Tonsteine wurden in nahezu waagerechten Schichten im Meer oder auf dem Festland abgesetzt. Durch das systematische Erfassen und Bestimmen der in den Schichten eingebetteten Fossilien lässt sich die Geschichte der einstigen belebten Welt ablesen.

Das Oligozän ist Teil der Tertiär-Periode und umfaßt einen Zeit-raum von etwa 13 Millionen Jahren, nämlich von 38 – 25 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung. In dieser Zeit bedeckte die Urnordsee das heutige Ravensberger Hügelland. Das Klima war subtropisch, es wuchsen Palmen, Ginkgo, Mammutbaum, Lorbeer, aber auch Weiden, Birken, Buchen und Eichen. Nashörner lebten hier ebenso wie Krokodile, Alligator-Schildkröten und Riesen­salamander.

Durch den Mergelabbau, der Mitte des 18. Jahrhunderts begann, wurden Spuren der Flora, besonders aber der Fauna des Oligozäns freigelegt: Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische, Zahnwal und Seekuh und viele andere Arten, die heute im Doberg-Museum in Bünde besichtigt werden können.

Der Bünder Mergel wurde von den Landwirten bis zur Einführung des Kunstdüngers um 1930 als Düngemittel genutzt und war hochbegehrt. Es wird berichtet, dass an manchen Tagen 150 – 200 Wagen in der Grube anzutreffen waren, die Bauern kamen aus einem Umkreis von 4 Stunden Fahrzeit. Heute wird in einer Abgrabung außerhalb des Schutzgebietes Dobergmergel gewonnen, aus dem Gritsteine als Mineralfutter für Tauben hergestellt werden.

In den Unterbau der Autobahn wurden noch große Mengen des Dobergmergels eingebracht, das heißt die Autos rollen zwischen Bünde und Osnabrück auf Seeigelvorkommen. Kleinere Kuhlen im Norden des Gebiets, an der Albert-Schweitzer-Straße, wurden als „Bürgermeisterkippen“ verfüllt und stellen heute eine Altlast dar, deren Sickerwasser die Stillgewässer beeinträchtigt.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs nutzten die Briten den Doberg als Truppenübungsplatz. Die einzigartige Landschaft des Dobergs machte ihn zum beliebten Naherholungsgebiet für die Bürger der umliegenden Siedlungen. Schlittenfahren, Klettern, Picknicken, Fossiliensuchen waren beliebte Freizeitgestaltungen, die im heutigen Naturschutzgebiet nicht mehr geduldet werden können.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. Naturschutzkegel

Der Naturschutzkegel wurde 1980 endgültig unter Naturschutz gestellt, seit dieser Zeit wird im Kerngebiet kein Mergel mehr abgegraben. An den steilen, gut besonnten, trockenen Hängen haben sich Arten der Trockenrasen- und der Ruderalgesellschaften angesiedelt. Diese blütenreichen Pflanzen bilden die Nahrungsgrundlage für 85 Bienen- und Wespenarten, von denen viele ihre Brutröhren in den Mergel bauen. So gesehen ist dies ein einzigartiges Biotop im Kreis Herford. Aber es wird leider durch Betreten, Mountainbikefahren, auf-den-Steilhängen-klettern und -rutschen, Zelten und Lagern sehr gefährdet. Der Boden wird verdichtet, die wichtigen Blütenpflanzen sterben ab und die Bienen können in den harten Mergel keine Brutröhren mehr bohren und verschwinden. Durch die Erosion brechen immer mehr Teile der Mergelwände ab. Der Aufbau von Betretungswällen soll die Flächen ruhigstellen, das regelmäßige Mähen der Trockenrasenbestände und das Entfernen der Bäume den Lebensraum erhalten und verbessern.

2. Kalkofen

An der Straße „Am Kalkofen“ wurde aus dem härteren Mergelgestein Kalksteine gebrannt, die vorwiegend beim Hausbau und für die Straßenbefestigung verwendet wurden.

3. Trockenrasen

Dieser Trockenrasen mit seiner Wilden Möhre, der Stengellosen Kratzdistel, dem Kleinen Wiesenknopf, dem Thymian und dem Dornigen Hauhechel bietet Heuschrecken, Wildbienen, Großschmetterlingen, Käfern, Schwebfliegen, Spinnen und vielen anderen einen trockenwarmen Lebensraum. Zu seiner Erhaltung gehört die regelmäßige Mahd und/oder Beweidung sowie das Freihalten von Gehölzen.

4. ehemalige Freilichtbühne

In diesem Rund befand sich von 1953 – 1965 eine Freilichtbühne, die etwa 1500 Zuschauer saßen auf Sitzreihen, die gegenüber in den Hang eingelassen waren. Die steilen Abgrabungshänge des Doberg und seine Bäume und Sträucher bildeten die Kulisse vor allem für Volksstücke wie „Der Jäger vom Fall“ oder „Die Geier-Wally“.

5. Tümpel

Durch die Abgrabungen wurden auch einige wasserführende Schichten angeschnitten. Dieses Wasser wurde zum Bau einiger Stillgewässer verwendet, in denen Amphibien wie Erdkröte und Teichmolch laichen, Insekten wie Libellen, Köcherfliegen, Wasser­läufer und Wasserkäfer sowie Schnecken leben.

6. Brandbach

Der Brandbach entspringt als Baringer Bach in Spenge und durchquert bis zu seiner Mündung in die Else in Kirchlengern das halbe Kreisgebiet. Wie viele andere Fließgewässer im Kreis wechselt er oft seinen Namen und ist deshalb abschnittsweise auch als Bolldammbach bekannt. Der früher in großen Bögen fließende Bach wurde ausgebaut, seinen heutigen, weiteren Verlauf bestimmt die Auto­bahn, deren Wassermengen er auch aufnehmen muss. Die Wassergüte III bedeutet, dass der Bach sehr stark verschmutzt ist. Insgesamt stellt er einen sehr naturfernen Lebensraum dar.

7. Unteroligozänschichten unterm Acker

Unter diesem Acker an der Dillenbreede liegen oberflächennah Schichten des etwa 40 m mächtigen Unteroligozäns. Dieses besteht aus Glaukonitsanden und feinsandig glimmerigen Tonen. Glaukonit ist ein Hinweis dafür, dass das Meer an dieser Stelle sehr flach war. Die Dobergsee war ein Randmeer, die Fauna eine Toten- und Grabgemeinschaft, das heißt die Tierarten lebten nicht in der gefundenen Zusammensetzung miteinander, aber ihre Überreste, die Schalen, wurden von den Wellen und der Strömung an die Fundorte transportiert.

8. Kalkbuchenwald

Der Kalkbuchenwald stockt auf kalkreichem Gestein, das mit einer mehr oder weniger dicken Lehm- oder Mullschicht überdeckt ist. Die Buche dominiert als Baumart, in jüngeren Bestän­den die Kirsche. Das Buschwindröschen bildet im Frühjahr große, weiße Teppiche unter den noch kahlen Bäumen, im Sommer findet man reiche Bestände an Goldnessel, Schatten­blume, Waldsegge, Lungenkraut und Wachtelweizen. Die praktizierte naturnahe Waldwirtschaft ist geprägt durch die Entnahme einzelner reifer Bäume (statt Kahl­schlag), stehendes und liegendes Totholz verbleibt auf den Flächen und die Naturverjüngung wird gefördert, um ungleichaltrige, mehrschichtige Waldbestände zu erhalten.