Durch das »Mittelbachtal» in Löhne
(Wanderung Nummer 17)
Treffpunkt für geführte Wanderungen
In den Tannen, Parkplatz Naturfreundehaus, Löhne
Dauer der Wanderung: etwa 1,5 Stunden
Strecke: 3 Kilometer
Der Wanderweg führt durch die „Gohfelder Schweiz“ entlang des Mittelbaches. Der Mittelbach entspringt in Vlotho und fließt durch Löhne/Gohfeld und in Bad Oeynhausen in die Werre.
In der Stadt Löhne haben die letzten Eiszeiten sichtbare Spuren in Form von Geröll, Findlingen, Feuersteinen und Kerb- und Muldentälern hinterlassen. Aus diesen Tälern entstanden die späteren Sieke, ein Teil unserer regionalen Kulturlandschaft. Das Wort Siek kann von dem plattdeutschen Wort "sieg" für niedriges Land, feuchte Niederung abgeleitet werden.
Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung
1. Geologie
An der Geländekante ist das Untergrundgestein aus Keuper und Lias des Erdmittelalters (vor 225 – 65 Millionen Jahren) zu sehen. Der Keuper ist durch dunkle Tonsteine, helle Sandsteine und Quarzite gekennzeichnet. Die plattigen Tonsteine sind typisch für das Lias. Diese beiden Schichten haben hier deutliche Geländestufen ausgebildet, die „Gohfelder Schweiz“. Die plattigen Tonsteine bilden die wasserstauende Schicht, welche die alten Hausbrunnen speist.
Diese Tonsteine sind im Kreis Herford bis zu 300 Meter mächtig und werden zur Herstellung von Ziegeln abgebaut. In der Liaszeit herrschte eine üppige Tierwelt, es war die Zeit der Dinosaurier und des Urvogels Archaeopteryx.
2. Erlenbruchwald und Pappelforst
Die Kerb- und Muldentäler, die Vorformen der Sieke entstanden während der Eiszeit. Der gefrorene Untergrund verhinderte, dass Wasser sich linienhaft in den Boden eingraben konnte. Das Wasser füllte, wenn im Eiszeitsommer der Oberboden auftaute, die ganze Talsohle, so dass die seitlichen Hänge untergraben wurden, einbrachen und dadurch steiler wurden. Von den Hängen wurden durch das sogenannte Bodenfließen eckiger Gesteinsschutt in das Tal befördert und von dort aus weitertransportiert. Die von der Eiszeit so vorgeformten Täler wurden im 19. Jahrhundert durch die Wiesenmacher überprägt. Um die Sieke als Grünland optimal bewirtschaften zu können, wurden die Bäche an den Rand des Tales verlegt und die Talsohle verbreitert. Als das Grünland vieler Sieke für die Landwirtschaft nicht mehr wirtschaftlich war, wurde die Bewirtschaftung der Wiesen aufgegeben. Die Erle erobert als erste das feuchte Grünland, es entwickelt sich langfristig ein Erlen-Bruchwald. Nördlich des Weges wurde das Tal mit Hybridpappeln aufgeforstet, die durch ihren schnellen Wuchs als guter Holzlieferant galten.
3. Siekkanten
Das Siek des Mittelbaches ist geprägt durch seine teilweise sehr steilen Siekkanten. Schaut man sich die Böschungen und Randbereiche des Tales etwas genauer an, erkennt man neben jüngeren Bäumen und Sträuchern eine Reihe alter, stattlicher Eichen und Buchen. Diese Reihe wurde vermutlich angelegt, als die Bauern begannen, die Kastentäler als Grünland zu nutzen. Die Kanten wurden mit Gehölzen bepflanzt, sie dienten als Unterstand für das Weidevieh, als Einfriedung und zur Gewinnung von Brennholz.
4. Mittelbach
Der Mittelbach hat überwiegend eine naturnahe Struktur und gehört hier zu den wenigen gering belasteten Bachläufen des Kreises. Besonders der Oberlauf hat den Charakter eines naturnahen Mittelgebirgsbaches. Auf und unter Steinen im Gewässer findet man noch heute eine artenreiche Gewässerfauna. Hauptsächlich im Ober- und Mittellauf des Baches leben noch Bachforellen.
Im 19. Jahrhundert versorgte der Mittelbach allein auf seiner Löhner Fließstrecke drei Wassermühlen mit Wasserkraft. In extrem trockenen Sommern konnte es so schon einmal passieren, dass der Bach stellenweise trocken fiel, da zuviel Wasser entnommen wurde. Das Austrocknen bewirkt, dass alle Tiere des Baches absterben. Eine Wiederbesiedlung findet nur langsam statt.
5. Rührmichnichtan
Das Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere) hat seinen Namen nicht ohne Grund. Berührt man die Samenschoten nur leicht, reißen die durch Zellsaftdruck gespannten Schoten auf und der Samen wird bis zu 3 Meter herausgeschleudert. Die gelbblühende Pflanze ist eine ausgesprochene Schattenpflanze. Man findet sie in Massen vorwiegend in feuchten Wäldern und auf nährstoffreichen, sickerfeuchten Böden. Das Rührmichnichtan ist heimisch - im Gegensatz zum größeren, rosablühenden Drüsigen Springkraut, das aus Indien stammt. Die sogenannte "Bauernorchidee" schleudert ihren Samen über 6 Meter und kann sich so schnell und flächig – besonders entlang von Flüssen und Bächen - verbreiten. Die heimische Vegetation wird zurückgedrängt.
6. Zaunkönig
Klein – aber oho. Schon in der Fabel gilt der kleine Zaunkönig als selbstbewusster Kerl, der sich mit List und Frechheit zum König der Vögel aufschwingt. Und wirklich – kaum ein anderer Vogel ist so aggressiv und laut wie der kürzeste Vogel Europas. Der Zaunkönig ist ein häufiger Brutvogel, der besonders die Nähe zu Fließgewässern liebt. An Ufern, unter Wurzeln oder Reisighaufen, aber auch in alte Eisvogel- oder Mäusehöhlen, baut er seine kugeligen Nester. Typisch ist sein huschender, niedriger Flug, oft nur als kleiner brauner Ball erkennbar, der wie auf einer Schnur gezogen durchs Unterholz flitzt. Auffällig ist sein lautes, keckerndes Warnen und sein weit hörbarer trillernder Gesang. Interessant ist auch sein Liebesleben: kaum ein Zaunkönig ist mit einer Königin zufrieden, sein Hang zur "Vielweiberei" ist in der Ornithologie schon fast sprichwörtlich. Als Jahresvogel leidet der Zaunkönig erheblich unter harten Wintern, kann die zum Teil gravierenden Verluste (um 70%) aber oft in kurzer Zeit ausgleichen und erreicht Dichten von bis zu 20 Brutpaaren pro Quadratkilometer.
7. Wallburg
Von der Loher Straße zweigen die Straßen "Unter der Burg" und "Auf der Burg" ab. Schaut man sich das Gebiet zwischen den Straßen etwas genauer an, erkennt man einen welligen Verlauf des Geländes. Es wird vermutet, dass hier zu germanischer Zeit einmal eine Wallburg stand. Wallburgen wurden auf höher gelegenen Plateaus angelegt. Zum Schutz vor Angreifern und wilden Tieren wurde die Anlage mit hohen Erdwällen umgeben, die teilweise noch mit dornigem Gestrüpp verstärkt wurden. So war die Siedlung im Innern geschützt.
8. Rürupsmühle, Bauernhaus Stork und Backhaus Wiebesiek
Die Mühlenhofanlage, bestehend aus der Rürupsmühle, dem Bauernhaus Stork und dem Backhaus Wiebesiek, ist heute ein lebendiger Beitrag zur Volkskunde. Regelmäßige Vorführungen zeigen alle Arbeiten, wie sie über hunderte von Jahren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts üblich waren, um vom geernteten Korn zum fertigen Brot zu gelangen.
Die Rürupsmühle wird vom Wasser des Mittelbaches angetrieben, das im Mühlenteich gestaut wird. Das genaue Baujahr der Mühle ist nicht bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung fand die Mühle bereits 1587, als Johann Taake seinen Landesherren, den Grafen von Ravensberg, um die Erlaubnis zum Bau einer weiteren Wassermühle am Mittelbach bat. Er verwies darauf, dass die Ravensberger ihr Korn bei der im mindischen "Ausland" gelegen Mühle, der Rürupsmühle, mahlen lassen und so der Mahllohn an Minden verloren ginge. Die heutige Stadtgrenze zwischen Löhne und Vlotho war zu der Zeit Landesgrenze zwischen Ravensberg und Minden.
Der Wassermühlenbetrieb mit einem oberschlächtigen Wasserrad und nur einem Mahlgang war eher bescheiden. So konnte es vorkommen, dass der Müller in der trockenen Jahreszeit das Korn auswärts mahlen lassen musste. Das Wasserrad der Mühle ist innenliegend. Das hatte den Vorteil, dass die Mühle auch bei Frost noch Wasser zum Antrieb hatte. Um 1960 wurde der Betrieb eingestellt. Ab 1982 hat der Verein "Vom Korn zum Brot" die fast verfallene Mühle saniert und liebevoll restauriert. Seit 1984 ist sie als technisches Denkmal wieder in Betrieb.
Das 1727 in Oetinghausen erbaute Bauernhaus Stork ist ein niederdeutsches Hallenhaus mit großer Deele, offenem Feuer und Tierställen. Im Oktober 1983 wurde es auf den Mühlenhof originalgetreu umgesiedelt.
Das Backhaus Wiebesiek wurde 1841 auf dem Hof Wiebesiek in Vlotho errichtet. Seit 1984 wird in dem Backhaus wieder gebacken.
Vom Korn zum Brot Löhne e.V. Mühlenhof Rürups Mühle
Besichtigung:
- Arbeitsvorführungen (ab 14.00 Uhr)
jeden 1. und 3. Samstag jeden Monats während des ganzen Jahres, außer an Feiertagen.
- Tag der offenen Tür (ab 14.00 Uhr)
jeden Sonntag nach den Arbeitssamstagen während des ganzen Jahres und an hohen kirchlichen Feiertagen.