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Durch das »Enger Bruch», zu den Sattelmeyerhöfen und der Kleinbahntrasse in Enger

(Wanderung Nummer 5)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

Parkplatz Ecke Ringstraße / Spenger Straße, Enger

Dauer der Wanderung: etwa 3 Stunden

Strecke: 8,5 Kilometer

Das Naturschutzgebiet Enger Bruch liegt in einer Senke des Ravensberger Hügellands und umfasst eine Fläche von ungefähr 53 Hektar. Früher stockte auf der Fläche Erlen-Bruchwald im nassen Bereich und Eichen-Hainbuchenwald im trockeneren. Das Enger Bruch besteht heute überwiegend aus Grünland mit unterschiedlich intensiver Nutzung und hat deshalb eine große Bedeutung als Brutgebiet für Wiesenvögel, ist aber auch ein wertvoller Rastplatz für Zugvögel.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. Kranichwiese

Diese Feuchtwiese, die „Kranichwiese“ ist ein wichtiger Brutplatz für den Kiebitz. Die Grünlandfläche ist recht feucht, weshalb das Gras im Frühjahr nicht so schnell hoch wächst wie auf anderen Flächen, der Kiebitz von seinem Nest aus den Überblick hat und Feinde früh sehen kann. Seit vor einigen Jahren 3 Kraniche auf dem Rückflug aus dem Winterquartier hier Rast machten heißt die Fläche „Kranichwiese“. Weil das Gras im Winter immer sehr kurz ist und der Boden durch die Feuchtigkeit sehr weich, bietet die Wiese den Zugvögeln einen guten Landeplatz mit reichem Nahrungsangebot. Dafür muss das Gras regelmäßig im Spätsommer gemäht und abgeräumt werden.

2. Naturschutzgebiet Enger Bruch

Diese Flächen stellen zur Zeit den nassesten Teil des Enger Bruchs dar. Sie sind ein wichtiger Lebensraum für Brutvögel wie Teich- und Bläßhuhn, Laichplatz für Amphibien und Rastplatz für Durchzügler und Wintergäste wie Zwergtaucher, Krickente oder Pfeifente. Im Röhricht und in den Hochstauden finden der sel­tene Teichrohrsänger und die Rohrammer gute Brutbedingungen. Das schweineähnliche Quieken der Wasserralle ist oft das einzige wahrnehmbare Lebenszeichen dieser sehr scheuen Vogelart. Nicht regelmäßig jedes Jahr zieht die Rohrweihe, ein gefährdeter Greifvogel, im dichten Schilf gut geschützt am Boden ihre Jungen auf. Die Gehölze bieten einer Großzahl von Singvögeln Unterschlupf und Nahrung.

3. Der Baringer Bach

Das Baringer Bachtal mit seinen Nebenbächen ist das größte Fließgewässersystem in Enger. Es ist durch Kleingehölze und Auwaldreste reich gegliedert, die Offenlandbereiche werden überwiegend als Extensivweiden genutzt. Wo die Bewirtschaftung aufgegeben wird, besiedeln bald wieder Waldarten, allen voran die Erle die Fläche.

Der Bach selbst ist in seinem Verlauf und Fließverhalten relativ naturnah, wie man an dem geschwungenen Längsverlauf sehen kann; er bildet Gleit- und Prallufer aus. Durch die inten­sive Ackernutzung bis an die Böschung erfährt er eine starke Ufererosion und unerwünschte Nährstoffeinträge, der Bewuchs ist nicht standortgerecht. Die Wassergüte ist aufgrund der Dränagewässer und einiger Einleitungen als kritisch belastet einzustufen.

Um Enger sind 7 Sattelmeyerhöfe bekannt, in Bielefeld und im Kreis Gütersloh gibt es noch weitere 42. Die „Sattelmeyer“ waren der Sage nach treue Vasallen des Sachsenkönigs Widukind: Ringstmeyer hatte die Aufsicht über den Marstall, Ebmeyer war Wildmeister und Barmeyer „das Haupt der Hirten“. Wahrscheinlich sind die Höfe aber um 700 für die ehemaligen sächsischen Siedlungsführer mit Vorrechten gegründet worden (sie waren frei vom Zehnten, besaßen ein Holz-, Jagd-, Fischerei- und Torfstechrecht, sie übten die Gerichtsbarkeit aus und genossen bei der Leichenbestattung besondere Ehren). Vom 12. bis zum 18. Jahrhundert waren sie Amtshörige – keine Leibeigenen –, das bedeutet, dass Ringstmeyer, Barmeyer und Nordmeyer dem Grafen von Ravensberg, Ebmeyer und Meyer-Johann dem Stift auf dem Berge zu Herford hörig waren. Sie zahlten Pacht, mussten Hand- und Spanndienste leisten und jederzeit ein Sattelpferd zur Verfügung stellen. Sie waren aber erbberechtigt. Die Sattelmeyer wurden erst im 18. Jahrhundert freie Bauern. Im Gegensatz zu den Haufendörfern, den Gehöftreihen oder -gruppen sind die Sattelmeyerhöfe immer als Einzelhofsiedlungen außerhalb der Dorfkerne angelegt worden. Im 15. Jahrhundert wurde daraus durch Heuerlingshäuser und Kotten eine Kleinsiedlung. Im Haupthaus waren der Bauer und seine Familie, das Gesinde, das Vieh, die Arbeitsgeräte und die Vorräte untergebracht. Alle Höfe waren urprünglich wasserumwehrt (Gräften), die Ländereien bestanden aus Kampfluren, die Flächen wurden nur von den Sattelmeyern bewirtschaftet, waren aber nicht in deren Eigentum. Sie hatten zum Teil eigene Hude- und Mastplätze und durften ihr Vieh nicht auf die Mark treiben.

Heute sind die Sattelmeyerhöfe eindrucksvolle einzeln in der Landschaft liegende Güter mit großen zusammenhängenden Ländereien, vor allem Ackerflächen und Wald (Ringsthof etwa 150 Hektar, Baringhof ungefähr 120 Hektar), während die übrige Landschaft kleinparzelliert und sehr zersiedelt ist.

4. Der Baringhof

Der Hof Barmeyer war – wie alle Sattelmeyerhöfe – von Anfang an so groß, dass er nicht ohne fremde Hilfe bewirtschaftet werden konnte, und außer dem Haupthaus noch mehrere Häuser für Landarbeiter und ihre Familien vorhanden waren. Am 6. Dezember 1926 brannte der Hof bis auf einen Kotten und einen Stall völlig ab, der Neubau des Wohnhauses erfolgte im ostelbischen Gutsherrenstil. Zum Hof gehören 120 Hektar Fläche, davon circa 26,5 Hektar Wald mit einem hohen Anteil an Nadelbäumen. Barmeyer führt einen Bären im Wappen, weil er der Sage nach die Bären betreut hat, die zur Abschreckung in die Schlacht geführt wurden.

5. Der Ringsthof

Auch auf dem Hof Ringstmeyer wurde 1908 ein neues Wohnhaus errichtet, die übrigen Gebäude sind bis etwa 1910 errichtet worden. Die Familie König führt bis heute ein Pferd in ihrem Wappen, da Ringstmeyer der Überlieferung nach Widukinds Marstall leitete. Zum Hof gehören ungefähr 150 Hektar landwirtschaftliche Fläche, davon etwa 26,5 Hektar Wald mit einem hohen Nadelholzanteil. Der Hof steht heute unter Denkmalschutz.

6. Das Waldgebiet "Im Großen Holz"

Der südliche Teil des Waldgebiets „Im Großen Holz“ mit einem Erbgrab gehört zum Baringhof, der nördliche Teil zum Ringsthof. Dieses größte zusammenhängende Waldstück in Enger setzt sich aus Laub- und Nadelwald zusammen und wird von mehren Bächen durchflossen.

7. Damm der Kleinbahntrasse

Nach 3-jähriger Bauzeit fuhr vom 1. April 1900 bis Februar 1955 auf 15,4 Kilometern zwischen Bielefeld und Enger über diesen Bahndamm eine Kleinbahn mit einer Spurbreite von 1 Meter. Die Dampflokomotiven zogen sowohl Passagier- als auch Güterwagen. Der Damm wurde gebaut, weil die leistungsschwachen Lokomotiven das Gefälle zwischen Enger (im Tal) und der Ringsthofstraße auf der Kuppe sonst nicht geschafft hätten. Sie schafften die Steigung auch so kaum. Wohl deshalb passierten in diesem Bereich viele Unfälle. Nach der Höhe in Richtung Jöllenbeck fuhr die Bahn dann in einem Einschnitt. In den 50er Jahren verlor die Bahn den Wettbewerb gegen Bus und PKW, der Fahrbetrieb wurde eingestellt, die Gleise wurden abgebaut. Der Damm ist nur noch in den hier sichtbaren Resten und am Enger Bruch vorhanden, der Einschnitt wurde in den 60er Jahren als „Bürgermeisterdeponie“ verfüllt.

Heute ist dieser Teil des Bahndamms ein strukturreiches linienförmiges gehölzreiches Biotop, das in seinen offenen Bereichen mit seinen blütenreichen Ruderal- und Pionierfluren für Vögel, Schmetterlinge, Heuschrecken und viele andere Insekten einen wertvollen Lebensraum darstellt.

8. Fischteiche

Fischteiche nutzte der Mensch seit dem Mittelalter für seine Versorgung mit frischem Fisch. Heute dienen sie vor allem der Freizeitbeschäftigung und Erholung. Fischteiche haben steile Uferböschungen, damit fehlen die Flachwasserzonen für Insekten und Amphibien. Auch wächst kein Baum, kein Röhricht an ihnen. Das Wasser wird aus dem Bach entnommen und mit Nährstoffen und Medikamenten belastet wieder eingeleitet. Die Sonne erwärmt das stehende Wasser und der Sauerstoffgehalt nimmt ab.