Die »Spenger Rötekuhlen» in Bardüttingdorf
(Wanderung Nummer 1)
Treffpunkt für geführte Wanderungen
Kreuzfeld, Parkplatz Grundschule Bardüttingdorf, Spenge
Dauer der Wanderung: etwa 2 Stunden
Strecke: 4,5 Kilometer
Die dörflichen Siedlungen (auch Drubbel genannt) Baringdorf, Düttingdorf und Bardüttingdorf sind bereits auf Karten des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Der Bardüttingdorfer Drubbel findet sich zwar auf diesen Karten, ist aber noch nicht unter seinem Namen bekannt. Erst der Volksmund setzte den neuen Siedlungsnamen aus Baringdorf und Düttingdorf zusammen.
Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung
1. Pflanzenkläranlage
Bei einer Pflanzenkläranlage wird die natürliche Filterwirkung der Erde durch Pflanzen verbessert. Die häuslichen Abwässer werden durch einen künstlich angelegten Sumpf mit Schilf, Rohrkolben, Binsen und Schwertlilien geleitet. Im Wurzelraum der Pflanzen finden Mikroorganismen, die sich von den Inhaltsstoffen des Abwassers ernähren, ideale Lebensbedingungen. Die Anlage hat eine Reinigungsleistung wie eine vergleichbar große, herkömmliche Kläranlage.
2. Eschland
Die Ackerflächen zwischen Düttingdorf und Bardüttingdorf bildeten früher das Eschland. Jeder Drubbel hatte ein eigenes Esch, das in schmale, parallel verlaufende Parzellen aufgeteilt war. Jeder Bauer baute auf seiner Fläche Getreide an und nach der Ernte wurde das gesamte Esch gemeinschaftlich als Viehweide genutzt.
3. Feldbrand
Mitte bis Ende des letzten Jahrhunderts wurde die traditionelle Fachwerkbauweise immer mehr durch massive Steinbauten abgelöst. Die zur Herstellung von Ziegeln benötigten Tone und Schiefertone wurden in flachen Tongruben abgebaut. Die Ziegel wurden direkt an der Tongrube gebrannt. Beim Feldbrand wurde Tonschiefer zu einem Brei zerstoßen, in Formen getrocknet und auf dem Feld gebrannt. Die Qualität des Brandes entschied über die Farbe und die Festigkeit der Steine. Noch um 1900 betrieben einige Bauherren ihren eigenen Feldbrand und bei vielen Häusern sind die roten bis dunkelroten Feldbrandziegel noch heute zu erkennen.
4. Naturschutzgebiet Turenbusch
Das Turenbusch ist seit 1993 Naturschutzgebiet. Das 27,5 Hektar große Naturschutzgebiet besteht aus einem Waldsiek mit einzelnen feuchten Wiesen und wird von zwei naturnahen Bachläufen durchflossen.
5. Feuchtwiese
Auf der im Tal liegenden Feuchtwiese fließt im oberen Bereich ein Graben, der viele Monate im Jahr Wasser führt und mit feuchteliebenden Pflanzen, wie Mädesüß und Blutweiderich, bestanden ist. Die Wiese selbst ist sehr feucht und für seltene Pflanzen- und Tierarten ein wichtiger Lebensraum, welcher durch Düngung und Entwässerung auf wenige Flächen zurückgedrängt wurde.
6. Grenzstein
Der Grenzstein mit dem Zeichen derer von Ledebur ist eine Seltenheit. Übliche Form der Abgrenzung waren niedrige Wälle. Besonders nach der Markenteilung (1770-1870), bei der die sonst gemeinschaftlich genutzten Wald- und Weideflächen aufgeteilt wurden, zeigten die Bauern so die Grenzen ihres Besitzes an.
7. Die Warmenau
Die Warmenau ist 19,6 Kilometer lang. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde sie zur Staatsgrenze zwischen dem Fürstbistum Osnabrück und der Grafschaft Ravensberg. Die Mitte der Warmenau war die Grenzlinie. Da der Bach ständig seinen Lauf änderte, kam es häufig zu Grenzstreitigkeiten und Gebietsansprüchen. 1837 wurde zwischen Preußen und Hannover ein Staatsvertrag geschlossen, in dem auch die Grenzfragen geregelt wurden. Jede Seite verzichtete auf ihre Ansprüche jenseits der Grenze. Kurze Zeit später wurden Grenzsteine aufgestellt. Von 1866 an ist die Warmenau eine innenpolitische Grenze zwischen den Provinzen Hannover und Preußen. Auf einer Strecke von etwa 14 Kilometern bildet die Warmenau heute die Grenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Nach der Begradigung der Warmenau vor dem 2. Weltkrieg wurde die Landesgrenze nicht mehr neu vermessen, so dass der alte Bachverlauf mit seinen Kurven und Schlingen heute noch anhand des Grenzverlaufs nachzuvollziehen ist. Durch diese Begradigung in den dreißiger Jahren wurde die Warmenau vieler ökologisch wertvoller Bereiche beraubt.
8. Pappelforst und Erlenbruch
Früher waren Bäche von Erlen und Eschen gesäumt und die angrenzenden flachen, häufig überschwemmten Bereiche entwickelten sich zu Erlenbruchwäldern. Diese feuchten Bruchwälder sind vielfach verschwunden oder wurden an vielen Stellen mit der schnellwüchsigen Pappel aufgeforstet. Heute wird versucht, diese Flächen wieder in die artenreichen Erlenbruchwälder umzuwandeln. Die Pappeln werden entfernt und der Erlenunterwuchs kann sich weiterentwickeln, wenn das Gebiet noch feucht genug ist.
9. Landwehr
Häufig sind in den Wäldern entlang der Warmenau Wälle anzutreffen. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine Landwehr. Landwehren waren im Mittelalter eine beliebte Möglichkeit zur Grenzbefestigung und zur Besitzanzeige. Landwehren zur Abwehr bestanden meistens aus mehreren Wällen, die oft mit dornigen Sträuchern bepflanzt waren. Häufig verlief parallel zu den Wällen ein Bach. Landwehrwälle waren allgemein höher als Wälle zur Einfriedung von Weiden oder Ländereien.
10. Siek
Das Küstersdieck ist ein gut erhaltenes Kerbtal. Im nördlichen Bereich ist noch die ursprüngliche Form des Tales erhalten, im unteren Bereich ist das Kerbtal zum Kastental (Siek) erweitert worden. Sieke wurden von Wiskenmakern (Wiesenmachern) angelegt. Dafür wurden die Böschungen abgestochen, die Talsohle eingeebnet und der Bach meist an den Talrand verlegt. Siekgrünländer dienten vorwiegend als Viehweide, die durch die steilen Talkanten, die oft mit Sträuchern bepflanzt wurden, nicht extra abgezäunt werden mußten. Reste der Einhegung sind noch an der Siekkante zu erkennen, die leicht als Wall aufgeschüttet und mittlerweile mit großen Bäumen bestanden ist. Wenn die Sieke nicht mehr bewirtschaftet werden, entwickelt sich langfristig Wald.
11. Aronstab
Der Aronstab ist durch sein Aussehen und seinen Geruch besonders während der Blüte im Mai kaum zu verwechseln. Der starke Fäulnisgeruch lockt Fliegen und Insekten an. Sie rutschen in den Blütengrund, stäuben die Blüte und sind bis zum Welken in der Blüte gefangen. Hildegard von Bingen schätzte die Pflanze noch als Heilmittel gegen Gicht, Fieber, Gliederreißen, aber auch gegen Melancholie und Traurigkeit. Der Verzehr der Pflanze kann aber auch Schwindelgefühle, Magenkrämpfe und Entzündungen hervorrufen, da der Aronstab zahlreiche Giftstoffe in hohen Mengen enthält. Man findet den Aronstab auf nährstoffreichen Böden im Laubwald.
12. Rötekuhlen
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war im Ravensberger Land der Flachsanbau und die Flachsverarbeitung eine wichtige Erwerbsquelle der ländlichen Bevölkerung - bis die Übermacht der industriellen Produktion viele Menschen in Not und Elend stürzte. Für die Verarbeitung des Flachses zu Leinen und Garn waren die Rötekuhlen von großer Bedeutung. Im April wurde der Flachs ausgesät und im Juli konnte er bereits geerntet werden. Nachdem der Samen vom Stengel getrennt worden war (Reepen), wurde der Flachs bündelweise 10-14 Tage zum Verrotten (auch Rotten, Rösten oder Röten genannt) in die eigens angelegten Röteteiche gelegt. Durch Gärungsprozesse lösten sich die Fasern vom Stengel. Das Röten des Flachses in Fließgewässer war strengstens verboten, da die Gärstoffe die Fische vergiftet hätten. Nach dem Rotten wurde der Flachs getrocknet, dann gebrochen und zerkleinert, anschließend "geschwungen" und "gehechelt", bis sich sämtliche Holzteile von der Leinenfaser getrennt hatten. Die Fasern wurden in Heimarbeit, meist von "Heuerlingen", gesponnen und zu Leinwand verwoben. Die Rötekuhlen sind wichtige Zeugen der Heimatgeschichte und zudem zu wertvollen Lebensräumen für gefährdete Amphibien geworden.