»Mühlenbach, Haus Beck und Schloß Ulenburg« in Löhne
(Wanderung Nummer 15)
Treffpunkt für geführte Wanderungen
Lübbecker Straße / Alt Schockemühle, Parkplatz an der A30, Löhne
Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden
Strecke: 6,7 Kilometer
Das Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbachtal durchquert den Nordosten des Kreises Herford und gliedert mit seinen Nebengewässern das Quernheimer Hügelland. Seit der Steinzeit finden sich Spuren menschlicher Besiedlung im Mennighüffener Raum, es folgt später die reiche Geschichte um die Rittergüter Beck, Ulenburg und Schockemühle. In unserer Zeit zählt dieser Raum zu den attraktivsten, naturnah erhaltenen Räumen im Kreis Herford, in dem trotzdem ein reichhaltiges Sozial- und Wirtschaftsleben existiert.
Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung
1. Haus Beck
Haus Beck wurde 1151 erstmals als Lehenshof der Abtei Herford, Stift auf dem Berge, genannt. Als die Familie von Beck erloschen war, übernahmen die von Quernheim das Gut, das später zum Rittersitz wurde. 1605 verkaufte die Familie Gut Beck an Herzog Alexander von Holstein-Sonderburg, der aus dem Reichsfürstenstande kam und damit ein an die Äbtissin von Herford tributpflichtiges Gut übernahm. Er hat dieses nie als Lehen akzeptiert und der Abtei keine Abgaben gezahlt. Sein Sohn August, der sich als erster Herzog von Holstein-Beck nannte, erhielt vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Privileg die Gerichtsherrschaft im Kirchenspiel Mennighüffen und das Patronatsrecht über die Kirche. In seiner Zeit, 1648, wurde das heute noch erhaltene Haupthaus erbaut. Die Nachkommen der Familie erreichten zum Teil sehr hohe militärische Ränge, Christian von Holstein-Glücksburg wurde sogar 1863 zum König von Dänemark gekrönt, sein Sohn Wilhelm zum König von Griechenland und sein Enkel Karl zum König von Norwegen. 1745 erwarb Freifrau von Ledebur-Königsbrück Gut Beck, 1750 erbte es der Domkapitular zu Magdeburg, von Wulfen. 1786 verkaufte die Familie das Gut an den Freiherrn von Mönster, der es 1790 an Franz Christian von Borries veräußerte. Von 1846 bis 1850 gehörte es dann dem Fürsten von Handjery, der es dann aber an die Familie von Borries zurückverkaufte. Von 1745 bis 1899 war Haus Beck zusammen mit Schloss Ulenburg in der Hand eines Besitzers. 1899 erwarb Doktor Friedrich Blomeyer Haus Beck und es ist bis heute im Besitz seiner Familie. Die Flächen des Gutes werden heute mit denen der Familien Esser und von Laer im Rahmen einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammen bewirtschaftet, die großen Ackerflächen zeugen noch heute von der Größe des landwirtschaftlichen Betriebes. Das Hofgelände ist an eine Küchenmöbelfirma verpachtet, und weist damit auf die Veränderungen in der Landwirtschaft hin. Zum Gutsbetrieb gehörte auch eine Doppelwassermühle, das heißt am linken Ufer die Getreide- und am rechten Ufer die Boke- und Ölmühle. Die Mühle wurde 1988 im Rahmen der Straßenbaumaßnahmen abgerissen, der Stapelteich blieb erhalten. Das Wasserrecht wird heute zum Betrieb einer Turbine genutzt.
2. Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbach
Das Fließgewässersystem des Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbachs durchzieht mit einer Länge von etwa 11 Kilometern das Quernheimer Hügelland und weist mit 71 Kubikmetern das größte Einzugsgebiet eines Fließgewässers im Kreis Herford auf. Bedingt durch die Vielzahl seiner Nebenbäche und die unterschiedliche Morphologie seines Einzugsgebietes zeigt der Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbach ein reichhaltiges Mosaik an Lebensräumen, da er wenig ausgebaute Abschnitte besitzt. Auf weiten Strecken wird er vom Bach-Erlen-Eschenwald begleitet und durchfließt Grünlandbereiche und Hochstaudenfluren, aber auch Ackerfluren. Der Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbach und seine Nebengewässer gehören zu den sommerkalten Forellenniederungsbächen. Die Beschattung durch den Gehölzsaum gewährleistet ganzjährig eine Wassertemperatur von 10° bis 12°C. Die Bäche schlängeln sich, sie haben steile Abbruchkanten (Nistplatz für den Eisvogel) und Kies- und Sandbänke (Laichgrund für Fische). Die Wassergüte hat sich auf „kritisch belastet” verbessert, einige Fischteichanlagen und Mühlenstaus belasten das Fließgewässersystem nach wie vor. 18 Fischarten wurden nachgewiesen, darunter Hasel, Döbel, Bachschmerle, Ukelei und Neunstachliger Stichling. Das Tal des Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbachs ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, viele Rote Liste-Arten wie Wasserspitzmaus, Fledermäuse, Baumfalke aber auch der Aurorafalter finden hier einen Lebensraum.
3. Kleingartenanlage
Diese Kleingartenanlage ist ein Relikt aus der Nachkriegszeit, als überall Gartenparzellen für die Bevölkerung bereit gestellt wurden, um die Grundversorgung mit Gemüse und Obst zu sichern. Heute dienen die übriggebliebenen Anlagen der Freizeitnutzung. Sie ermöglichen dem Hobbygärtner die Arbeit an der frischen Luft, dienen aber auch immer noch der Selbstversorgung mit frischem Gemüse und Obst. Für Menschen, die im städtischen Raum leben, bietet der Kleingarten die Möglichkeit zum Kontakt mit der Natur.
4. "Komponistensiedlung"
Diese Siedlung wurde Ende der 50er Jahre mitten in die Landschaft gebaut, um angemessenen Wohnraum für die Bevölkerung zu schaffen. Heute wirkt sie etwas isoliert in der Landschaft liegend und widerspricht unseren Vorstellungen von Landschaftsplanungen.
5. Schloss Ulenburg
Die Ulenburg ist ein Wasserschloss, das Hilmar von Quernheim 1568 bis 1570 errichten ließ. Es ist im Stil der Weser-Renaissance – erkennbar an den beiden Hauptgiebeln und dem Erker der Eingangsfront – gebaut, seine heutige Erscheinung entstand aber durch spätere An- und Umbauten. Urprünglich stand an dieser Stelle ein Meierhof – ein Lehen der Reichsabtei Herford-, weshalb die Besitzer, ein anderer Zweig der Familie von Quernheim, um die Privilegien, die einem Adelssitz sonst zustanden, mit dem Bischof von Minden stritten. Ab dem 14. Jahrhundert gehörte die Ulenburg zum Kirchspiel Mennighüffen und somit zum Bistum Minden. 1469 eroberte Bernhard VII zur Lippe den Hof, die Quernheimer waren nun Lehensmänner des Grafen zur Lippe. Nach dem Tod Hilmars vereinnahmte der Bischof von Minden die Ulenburg wieder. Erst 12 Jahre später – 1593 – erhielten die Grafen zur Lippe den Besitz nach vielen Verhandlungen und Prozessen zurück. 1613 erwarb Philipp von Wrede das Schloss, 1711 die Familie von Ledebur-Königsbrück. 1745 vereinigte der neue Eigentümer, der Domkapitular zu Magdeburg, von Wulfen, die beiden Güter Ulenburg und Beck. Nach seinem Tode erwarb der Reichsfreiherr von Mönster 1786 die Güter Ulenburg, Beck und Schockemühle, aber nach einigen Schicksalschlägen verkaufte er sie 1795 an Franz Christian von Borries zu Eckendorf. Ab 1846 war der russische Fürst Handjery Eigentümer der Ulenburg, 1865 veräußerte er sie wieder an die Familie von Borries. 1927 erwarb die Heil- und Pflegeanstalt Wittekindshof die Ulenburg und nutzt sie bis heute. Zwischen der Gräfte und dem Mühlenbach stand bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Gutshof. Nach seinem Abriss entstand auf der Fläche ein Landschaftspark, der heute noch durch seinen alten Baumbestand beeindruckt. Zur Ulenburg gehörte natürlich auch eine Doppelmühle, in der am rechten Ufer mittels drei Mahlgängen Getreide gemahlen wurde, am linken Ufer war die Boke- und Ölmühle. Heute wird das Gebäude als Teil des Pflegeheims genutzt. Ab dem 1.1.1929 bildeten die Gutsbezirke Ulenburg und Beck die Gemeinde Ulenburg, die nach der kommunalen Neuordnung vom 1.1.1969 ein Teil der Stadt Löhne wurde.
6. Ulenburger Allee
Die Ulenburger Allee beginnt im südwestlichen Anschluss an den Schlosspark. Unmittelbar südlich vom Schloss sind mehrere stattliche Eichen mit einem Alter von über 200 Jahren. Auf weiteren Abschnitten finden sich jüngere Eichen, Kastanien, Linden sowie einzelne Eschen und Robinien. Die Ulenburger Allee ist mit ihren 2700 Metern Länge und ihren zwischen 80 und 140 Jahre alten Bäumen als Naturdenkmal geschützt. Fledermäuse, Waldohreule, Waldkauz, Trauerschnäpper, Hirschkäfer sind einige Tierarten, die an der Allee leben.