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»Linnenbeeke« und Bauernbad in Vlotho

(Wanderung Nummer 20)

Treffpunkt für geführte Wanderungen

"Haus des Gastes" an der Bäderstraße in Vlotho-Valdorf

Dauer der Wanderung: etwa 2,5 Stunden

Strecke: 8,5 Kilometer

Die Bäderkultur hat in Vlotho-Valdorf eine lange Tradition, denn es ist überliefert, dass schon Germanen und Römer die heilende Wirkung der Mineralquellen nutzten.

Erläuterungen zu den Stationspunkten der Wanderung

1. "Haus des Gastes"

Das "Haus des Gastes", ein umgebauter Bauernhof mit Mühle, ist ebenso wie der Kurpark ein unabdingbarer Bestandteil eines Kurgebietes. Seit Juli 1978 hat Valdorf die staatliche Anerkennung als Luftkurort mit Kurmittelgebiet. In Valdorf, wo seit 1818 Schwefelwasser- und Moorbäder verabreicht werden, ist damit eine Entwicklung vom Bauernbad zur modernen Kureinrichtung gelungen.

2. Sohlgleite

Zur Ableitung von Wasser in Fisch- oder Mühlenteiche wurden Wehre in das Fließgewässer eingebaut. Dabei wurde das Wasser angestaut, es bildete sich je nach Größe des Gewässers und Höhe des Wehres eine Stauwurzel. Diese verändert die Ökologie des Bachs, weil die Welle nicht mehr weiterfließt, die Temperatur des Wassers sich erhöht und Nährstoffe nicht weitertransportiert sondern angesammelt werden. Für die Lebewesen der Fließgewässer wird ihr Lebensraum auf diese Länge unterbrochen und damit verkleinert. Auch wird oft in Trockenzeiten das gesamte Wasser in die Teiche geleitet und der Bach fällt trocken. Fische können diese Hindernisse nicht überwinden, wenn sie in die Laichgründe in den Oberlauf wandern wollen. Eine Sohlgleite soll das Wanderhindernis beseitigen und einerseits natürliche, für die Wasserlebewesen nutzbare Strukturen wie rasch fließende und beruhigte Abschnitte beinhalten, andererseits bestehende Staurechte und ihre Nutzung garantieren und die im Laufe der Zeit entstandenen Höhenunterschiede überbrücken. Diese Sohlgleite wurde im Winter 1999/2000 gebaut, das Abflußgerinne für die Teiche liegt immer noch höher als der Bach.

3. "Bad Senkelteich"

Durch Salz- und Gipsauswaschungen im Untergrund entstanden im Valdorfer Raum verschiedene Erdfälle, die sich teilweise mit Süß- und Schwefelwasser füllten. Hieraus entwickelten sich im Laufe der Jahrtausende Niedermoore. In diesem trichterförmigen Talkessel von Bad Senkelteich, der einen Durchmesser von etwa 120 Meter und eine Tiefe von über 40 Meter hat, begann die Moorentwicklung vor etwa 10.000 Jahren. Im Moor wurden die Pollen eines Eichen-Mischwaldes in den ältesten Ablagerungen gefunden, Buchen und Hainbuchenpollen darüber und Seggen-, Farn- und Laubmoosreste in den jüngsten Schichten. Getreidepollen zeugen von früher menschlicher Besiedlung. Seit 1866 werden in Bad Senkelteich Moorbäder durchgeführt. Am Anfang unter einfachen Bedingungen, teilweise mit Wannen im Freien, aber dafür preisgünstig, mit überwiegend einheimischen Patienten, weshalb der Name "Bauernbad" entstand. Heute gehört Bad Senkelteich zu den modernen Heilbädern, in denen der Gast längere Zeit weilt und seine Anwendungen erhält. Der Badetorf wird mit dem Schwefelheilwasser vermischt und auf 42 - 44°C erwärmt. Die Behandlungsdauer beträgt etwa 15 Minuten. Jeder Patient behält für die Aufenthaltszeit "seine" Moorwanne. Danach wird der Badetorf zur Regenerierung wieder in den Moortrichter gefüllt, wo er erst nach 5 Jahren wieder verwendet wird. Rheumatische Erkrankungen, Gicht, Ischias, Neuralgie, Frauenkrankheiten, Wirbelsäulen und Unfallschäden sind die behandelten Krankheiten.

4. Furt an der Linnenbeeke

Wir stehen hier an der einzigen Furt eines größeren Gewässers im Kreis Herford, an der Linnenbeeke. Solche flachen Stellen waren früher weit verbreitet und die einzige Möglichkeit ein Fließgewässer zu überqueren. Da dies in Hochwasserzeiten etwas schwierig war, wurden die kleinen Bäche verrohrt und Flüsse mit Brücken überspannt. Die Linnenbeeke, hier ist sie Teil eines Naturschutzgebietes, stellt im Oberlauf das älteste Schutzgebiet im Kreis Herford dar. Sie gehört zu den sommerkalten Forellengewässern und fließt in einem naturnahen Bett, das von Erlen gesäumt wird. Mit einer Wassergüte von "mäßig belastet" bietet sie einer sich selbst fortpflanzenden Population von Bachforellen und dem Drei-Stachligen Stichling einen Lebensraum. Das Hauptproblem der Linnenbeeke sind die Wehre als Wanderhindernisse und Fischteiche, die ihr zuviel von ihrem Wasser wegnehmen und es dann belastet wieder zurückgeben.

5. Obstbaumallee

Wie an dieser Stelle waren früher viele Straßen und Wege mit Obstbäumen bestanden, meistens Äpfel und Birnen, aber auch Zwetschgen und Kirschen. Die Bäume waren Allgemeingut, deswegen durfte die ganze Dorfgemeinschaft ernten. Gepflanzt wurden die Bäume bei Anlässen wie Hochzeit oder Geburt eines Kindes und sollte die Versorgungslage der Bevölkerung mit Obst verbessern. Die Baumreihen waren wichtige Orientierungsmarken in der Landschaft und zeigten den Verlauf der Straßen und Wege an, was vor allem bei Schnee und in der Dunkelheit wichtig war.

6. Panoramablick "Lipper Bergland"

Valdorf liegt im Nordteil des Lipper Berglands und trägt die mit 342 Metern höchste Erhebung des Kreises Herford, den Bonstapel. Sandsteine, Kalke, Mergelschichten und vereinzelte Gipsbänke bilden die geologische Zusammensetzung und das unruhige, bergige Relief des Keuperberglands. Seine klüftige Beschaffenheit macht den Steinmergelkeuper zum wichtigen Grundwasserleiter und Quellhorizont.

7. Heidefläche

Im Naturschutzgebiet Eiberg befindet sich eine der letzten größeren Heideflächen im Kreis Herford. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren große Teile des Kreisgebiets von Heideflächen bedeckt, die durch das Abplaggen das heißt Abgraben der oberen Bodenschichten und die Beweidung mit Schafen entstanden sind. Die meisten Flächen in Kuppenlage sind heute bewaldet, andere mit Hilfe von Kunstdünger in die intensive Bewirtschaftung genommen. Heidekraut, Draht-Schmiele, Borstgras und Wacholder bilden die typische Pflanzen­gesellschaft auf den nährstoffarmen, sauren Böden. Neuntöter, Zauneidechse, Schmetterlinge (Kleiner Selberg etwa 300 Arten), Hummeln, Bienen, Käfer und Spinnen leben in und von der Heide. Die frühere Nutzung mit Schafbeweidung gewährleistete ihre Erhaltung. Heute werden die Flächen regelmäßig durchforstet und die Wacholder freigeschnitten, da sonst Waldbäume die Fläche besiedeln.

8. Gedenkstein

Dieser Gedenkstein erinnert an eine Schlacht zwischen den kaiserlichen Truppen und einem schwedisch-pfälzischen Heer während des 30-jährigen Krieges in Valdorf, bei dem die Kaiserlichen nach etwa 3-stündiger Schlacht den Sieg davontrugen. Die Friedenseiche ist heute ein Naturdenkmal.

9. "Bad Seebruch"

Aus dem Jahr 1753 stammt die erste Nachricht, dass eine Ziegenhirtin ihre Gicht in den Schwefelquellen von Bad Seebruch geheilt hat. 1818 wurde das erste Badehaus errichtet und Logiermöglichkeiten eingerichtet. Zuerst wurden Schwefelwasserbäder, anfangs kalt (15°C), später erwärmt durchgeführt, ab 1829 kommt das Moorbaden dazu. Es waren Kranke aus der näheren Umgebung, die in den Sommermonaten Linderung ihrer Leiden wie Gicht, Rheuma oder Gelenkschmerzen suchten ("Bauernbad"). Dabei kam es vor, daß sich bis zu 4 Patienten eine Wanne teilten. Auch Bad Seebruch entstand an einem Erdfall von circa 50 Meter Durchmesser, der von Schwefelquellen gespeist wurde und sich im Laufe der Jahrtausende mit Moor füllte. Heute werden im modernen Kurbetrieb Schwefelwasser- und Moorbäder angeboten, wobei der Moorbrei mit Schwefelquellwasser angerührt wird. Der Heiltorf stammt aus einem Moor bei Uchte und wird nach Gebrauch in den Moorlagern zwischengelagert und anschließend im Gartenbau und in der Landwirtschaft verwertet. Am 15.6.1970 brach der Moortrichter im Durchmesser von etwa 80 Metern und ungefähr 25 Meter Tiefe ein, riß das Brunnenhäuschen mit sich und zog angrenzende Gebäude in Mitleidenschaft, so daß sie abgerissen werden mußten. Der Trichter füllte sich schnell mit mineralischem Grundwasser, das anfangs in die Linnenbeeke abgepumpt werden musste. Heute dienen die neu entstandenen Quellen den Kurgästen. Der Erdfall wurde mit Schotter und tonigem, lehmigem Material aufgefüllt, der hier sichtbare Moorsee hat heute eine Tiefe von circa 30 Meter und gibt einen guten Eindruck vom Versumpfen eines Sees und der Entwicklung der Moortrichter.