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Insekten

Bei dem Großteil der in Deutschland vorkommenden Tierarten handelt es sich um Insekten, welche eine wichtige Rolle in unseren Ökosystemen einnehmen. Umso erschreckender ist es, dass sich ein bundesweiter Insektenrückgang verzeichnen lässt, der sich sowohl in der Artenzahl als auch in der Biomasse an Insekten selbst widerspiegelt. Ein Verschwinden sämtlicher Insekten hätte nicht nur schwerwiegende ökologische Folgen, sondern auch ökonomische, insbesondere hinsichtlich der Bestäubungsleistung vieler Insekten. Beim Schutz der Insekten denken die meisten Menschen primär an die Honigbiene und weniger an die Wildbienen, die Käfer oder die Libellen. Die Honigbiene ist zum Symbol für die Gefährdung der Artenvielfalt geworden. Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass Honigbienen keine Wildtiere und daher weit weniger gefährdet sind als zahlreiche andere Insekten. Die Imker kümmern sich um ihre Völker und können so trotz Verluste den Fortbestand der Honigbiene sichern. Andere Insekten haben es im Gegensatz dazu deutlich schwerer und sollten verstärkt im Mittelpunkt von Insektenschutzmaßnahmen stehen.

Interessante Fakten

  • Insekten sind mit über einer Million Arten die artenreichste Tiergruppe weltweit. Allein in Deutschland kommen über 30.000 Arten vor.
  • Ca. 30 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten sind auf nur eine oder auf wenige Pflanzenarten spezialisiert.
  • In Deutschland sind ca. 80 Prozent der Wild- und Nutzpflanzen auf eine Bestäubung durch Insekten angewiesen.
  • Viele Insekten weisen ein auffällig buntes Äußeres auf und zeigen damit an, dass sie giftig oder wehrhaft sind. Beutegreifer, die bereits schlechte Erfahrungen mit Insekten gemacht haben, die eine solche Warntracht aufwiesen, meiden diese meist. Diese Strategie wird zum Teil auch von nicht giftigen und nicht wehrhaften Arten nachgeahmt.

Warum sind Insekten überhaupt so wichtig für unsere Ökosysteme?

  • Sie tragen durch Bestäubung zum Erhalt von Wildpflanzen und der Sicherung der Ernte vieler Nutzpflanzen bei.
  • Sie bilden die Nahrung zahlreicher Vögel, Fledermäuse und anderer Tierarten.
  • Sie bauen organische Masse ab, wie z.B. abgestorbene Pflanzenteile oder Tierkadaver.
  • Sie erhalten die Bodenfruchtbarkeit.
  • Sie können der Forst- und Landwirtschaft als Nützlingen dienen, indem sie Schädlinge regulieren.
  • Sie verbreiten Samen.
  • Sie tragen zur Gewässerreinigung bei.

Was sind Gründe für das Insektensterben?

  • Ausgeräumte Landschaften - Die Umwandlung von kleinstrukturierten Landschaften zu Landschaften ohne Säume, Hecken und mit großflächigen Monokulturen, die Intensivierung von Flächen sowie die Umnutzung von Wiesen zu Äckern führen zu einem Verlust von geeigneten Lebensräumen. Zudem führt die zunehmende Zerstückelung der Landschaft und die fehlende Vernetzung von Habitaten zu einer Isolation von Insekten innerhalb der Art, was einen fehlenden Genaustausch zur Folge hat.
  • Überdüngung - Aufgrund hoher Stickstoffeinträge in Böden und Gewässer reduziert sich die Pflanzenvielfalt und dadurch auch die Insektenvielfalt, da wichtige Futter- und Nektarpflanzen fehlen.
  • Lichtverschmutzung - Besonders nachtaktive Insekten sind von der Lichtverschmutzung betroffen. Künstliche Lichtquellen stören ihre Orientierung und rufen bei ihnen einen erheblichen Energieverlust hervor. Ebenso kommt es immer noch vor, dass viele Insekten an den Leuchtmitteln verbrennen.
  • Intensive Forstwirtschaft - Die Wälder werden häufig sehr intensiv genutzt. Deshalb gibt es meist zu wenig Alt- und Totholz. Dieses würde jedoch zahlreichen Insekten als Lebensraum dienen.
  • Versiegelung des Bodens - Die Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsflächen führt zu einer Reduzierung von geeigneten Lebensräumen für Insekten.
  • Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Privatgärten und in der Landwirtschaft - Selbst bei einer ordnungsgemäßen Anwendung von Pestiziden, können sich diese schädlich auf Insektenarten auswirken, auch wenn sie nicht das Ziel des Einsatzes waren.

Was können Sie als Privatperson tun?

Der Kreis Herford weist eine hohe Bevölkerungsdichte auf und dadurch bedingt einen hohen Anteil an versiegelter Fläche. Die Privatgärten und die Hausdächer, aber auch die Dächer von Nebengebäuden (z.B. Garage, Gartenhaus) spielen daher eine umso größere Rolle als Lebensraum für Insekten und somit dem Erhalt der Artenvielfalt. Jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, sein Umfeld durch verschiedene Maßnahmen insektenfreundlich zu gestalten.

Anpflanzungen im Garten

  • Verwenden Sie heimische Pflanzenarten.
  • Pflanzen Sie ungefüllte statt gefüllte Blumen, da bei den gefüllten Blumen die für die Insekten relevanten Staubblätter durch Blütenblätter ersetzt sind.
  • Verzichten Sie auf einen Kiesgarten, da dieser Tieren so gut wie keinen Lebensraum bietet.
  • Sorgen Sie dafür, dass von Frühjahr bis Herbst immer etwas blüht.
  • Legen Sie eine Wildblumenwiese an, statt eines monotonen Rasens. Achten Sie bei der Auswahl der Mischungen aber unbedingt auf die Qualität. Mischungen mit einem überwiegenden Anteil an gefüllten und fremdländischen Pflanzen sehen zwar schön aus, bringen den Insekten jedoch fast nichts.
  • Legen Sie ein Insektenbeet an, indem Sie verschiedene Arten anpflanzen, die den zahlreichen Insekten als wichtige Nahrungsquelle dienen.
  • Pflanzen Sie für Schmetterlinge sowohl Nektarpflanzen als auch Raupen-Futterpflanzen an.
  • Haben Sie einen größeren Garten, pflanzen Sie eine Sal-Weide. Diese dient im Frühjahr als Nektarquelle für zahlreiche Insekten und als Raupen-Futterpflanze zahlreicher Schmetterlingsarten.
  • Verzichten Sie auf Blumenerde mit Torfanteil, da für diese wertvolle Moore zerstört werden, welche einen Lebensraum für viele (Insekten-)Arten bilden.

Pflege des Gartens

  • Verzichten Sie auf Gift. Jegliche Art von Gifte im Garten können Insekten schaden und sollten vermieden werden.
  • Mähen Sie seltener und nicht alles auf einmal. Mähen Sie ihre Wiese stattdessen lieber in zwei oder drei Schritten im Abstand von ein paar Wochen, da der Lebensraum für Insekten ansonsten sehr stark reduziert werden würde.
  • Verzichten Sie auf einen zu aufgeräumten Garten. Insekten wie Hummeln haben es in aufgeräumten Landschaften immer schwerer, Plätze zum Nisten zu finden. Ist der Garten nicht zu ordentlich gestaltet und bietet Abwechslung, haben die Insekten es leichter.
  • Schneiden Sie im Herbst Ihre verblühten Stauden nicht zurück, da Hummeln und andere Insekten dort ihren Unterschlupf für den Winter finden können.
  • Harken Sie nicht sämtliches Laub weg und lassen Sie Reisighaufen liegen, da dort z.B. Raupen überwintern können.
  • Lassen Sie Pflanzen stehen, die von Insekten besucht werden. Blühende Wildkräuter, die wir als Unkräuter ansehen, können eine große Bedeutung haben (z.B. Taubnesseln, Disteln, Löwenzahn.
  • Lassen Sie kleine Bereiche im Garten „verwildern“.

Technische Maßnahmen

  • Begrünen Sie Ihre Flachdächer (z.B. Hausdächer, Garagen) mit Steingarten- und Trockenmauerpflanzen wie z.B. verschiedene Mauerpfeffer- oder Fetthennen-Arten (Sedum spec.), Hauswurzarten (Sempervivum spec.), Glockenblumen (z.B. Campanula rotundifolia), Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile), Blaukissen (Aubrieta deltoides).
  • Verwenden Sie insektenfreundliche Leuchtmittel mit insektendichten Lampengehäuse im Außenbereich, und verzichten Sie auf nicht notwendige Lichtquellen.
  • Verlegen Sie Pflaster mit breiten, sandigen Fugen.

Maßnahmen für Libellen

  • Legen Sie einen Gartenteich oder ein Kleingewässer an, um Libellenarten zu fördern.
  • Gestalten Sie das Gewässerumfeld naturnah.
  • Legen Sie Gewässer nicht einfach trocken und schützen Sie sie vor äußeren Einwirkungen, wie zu vielen Nährstoffen.
  • Verzichten Sie auf einen Besatz mit nicht heimischen Arten und auf einen zu hohen Fischbesatz, da sich dies ungünstig auf die Libellenfauna auswirkt.

Weitere Maßnahmen

  • Markieren Sie entdeckte Nester, um diese nicht versehentlich zu zerstören.
  • Schaffen Sie Nistmöglichkeiten. Da die meisten Nisthilfen, die man in den Läden findet, den Insekten nicht oder nur wenig helfen, ist es am besten, Nisthilfen selbst zu bauen. Eine Anleitung finden Sie unter „Weitere Informationen“.
  • Schaffen Sie Strukturen im Garten (z.B. Totholz, Trockenmauer, Teich, Hecke).
  • Bevorzugen Sie Honig aus der Region, um die hiesigen Imker und ihre Völker zu unterstützen.
  • Legen Sie unter breiten Dachvorsprüngen offene Sand- und Lehmflächen an. Schaffen Sie schütter bewachsene Böschungen aus Sand oder lehmigem Sand. Verzichten Sie auf eine Andeckung mit humusreichem Oberboden und entwickeln Sie die Fläche zu einer artenreichen Blumenwiese mit 2-maliger Mahd.

Insektenfreundliche Pflanzen

Jede insektenfreundliche Pflanze im Garten oder auf dem Balkon, kann als wichtige Nahrungspflanze fungieren. Pflanzen weisen zum Teil einen unterschiedlichen Blütenaufbau auf und werden aufgrund dessen von Insekten unterschiedlich gerne besucht. Zudem benötigen Insekten zum Teil unterschiedliche Pflanzen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. So braucht es zum Beispiel in einem schmetterlingsfreundlichen Garten zwei Arten von Pflanzen: zum einen Nahrungspflanzen für die Raupen und zum anderen Nektarpflanzen für die Falter.
Beim Anpflanzen von insektenfreundlichen Pflanzen sollten Sie berücksichtigen, dass sich viele Insekten auf wenige oder zum Teil auch nur auf eine Pflanzenart spezialisiert haben. Wählen Sie daher gezielt geeignete Pflanzenarten aus, um den Fortbestand bestimmter Insekten zu sichern.

Im Folgenden findet sich eine kleine Auswahl an Arten für verschiedene Insekten.

Eine kleine Auswahl an Pflanzen für Hummeln:

  • sämtliche Klee-Arten (Trifolium spec.)
  • Lavendel (Lavandula spec.)
  • Malven (Malva spec.), Stockrosen (Alcaea spec.)- jedoch unbedingt auf ungefüllte Sorten achten
  • Sommerflieder (Buddleia davidii)
  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
  • Gundermann (Glechoma hederacea)
  • Kornblume (Centaurea cyanus)
  • Nesselarten, wie z.B. Rote Taubnessel (Lamium purpureum), Weiße Taubnessel (Lamium album).

Besonders nektarreiche Pflanzen, die im Juni bis Juli blühen sind für Hummeln von großer Bedeutung.

Eine kleine Auswahl an Pflanzen für Bienen:

  • Glockenblumen-Arten, z.B. Pfirsischblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Gewöhnlicher Natterkopf (Echium vulgare)
  • Hauhechel (Ononis spinosa, O. natrix)
  • Schwarznessel (Ballota nigra)
  • Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
  • Rainfarn (Tanacetum vulgare)
  • Färber-Kamille (Anthemis tinctoria)
  • Gilbweiderich-Arten, z.B. Gewöhnlicher Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Punkt-Gilbweiderich (Lysimachia punctata)
  • Heil- und Gewürzkräuter, z.B. Garten-Salbei (Salvia officinalis), Zitronen-Thymian (Thymus citridorus), Bergbohnenkraut (Satureja montana), Boretsch (Borago officinalis), Fenchel (Foeniculum vulgare), Küchenzwiebel (Allium cepa), Heil-Ziest (Stachys officinalis).

Eine kleine Auswahl an Pflanzen für Schmetterlinge:

Überwiegend Nektarpflanze:

  • Gewöhnlicher Sommerflieder (Buddleja davidii)
  • Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)
  • Flockenblume (Centaurea spec.)
  • Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis)
  • Silber-Weide (Salix alba).

Überwiegend Raupen-Futterpflanze:

  • Himbeere (Rubus idaeus)
  • Weißdorn (Crataegus spec.)
  • Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)
  • Thymian (Thymus spec.)
  • Große Brennnessel (Urtica dioica).

Weitere Informationen

Weiterführende Links:

Bücher über Wildbienen:

  • Paul Westrich: Wildbienen – Die anderen Bienen. Pfeil Verlag.
  • Werner David: Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen: Leitfaden für Bau und Praxis - so gelingt`s. Pala Verlag.