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Schön, aber giftig: Vorsicht vor Jakobskreuzkraut
(Kreis Herford) Auf stillgelegten Flächen, extensiv genutzten Weiden, Wegrändern und Böschungen blüht derzeit leuchtend gelb das Jakobskreuzkraut. Der schöne Aspekt darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei dieser Pflanze um eine gefährliche Giftpflanze handelt, die weder in frischem noch in getrocknetem Zustand an Tiere verfüttert werden darf, warnt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Herford.
Das Jakobskreuzkraut ist auch unter dem Namen Jakobsgreiskraut bekannt. Es handelt sich um eine zwei- bis mehrjährige etwa 30 – 100 cm hohe Pflanze, die aus einer Blattrosette herauswächst. „Seine Giftigkeit beruht auf der Wirkung verschiedener Pyrrolizin-Alkaloide, die zu Lebervergiftungen führen. Da sich das Gift in der Leber anreichern kann, treten zeitlich verzögert chronische Erkrankungen auf. Oft wird der Tod eines Tieres nach 2 bis 3 Monaten nicht als Folge einer Vergiftung mit Jakobskreuzkraut erkannt „ erklärt Hannelore Frick Pohl von der Unteren Naturschutzbehörde. Betroffen sind hierbei Pferde wesentlich stärker, weil sie empfindlicher reagieren als Rinder, Schafe und Ziegen.
Heute sorgen sich aber auch viele Menschen wegen des Gehalts an Pyrrolizin-Alkaloiden (PA) im Honig. Bisher musste noch keine Charge aus dem Verkehr gezogen werden, weil die Belastung zu hoch war oder Menschen zu Schaden kamen. Bienen fliegen das Jakobskreuzkraut nicht an, wenn es ein anderes Trachtenangebot in der Nähe gibt. Das Kraut blüht meist im Juli und August und beeinflusst, wenn überhaupt, meist nur die Sommerhonige. Es wird aber gerne von Weichkäfern, Fliegen, Schwebfliegen und Faltern diverser Arten angeflogen, ist für Insekten um diese Jahreszeit eine wichtige Blühpflanze. Mitte Juli, wenn das Jakobskreuzkraut in voller Blüte steht, geht für den Imker die Zeit der Honigernte eigentlich zu Ende. So raten Imkerinnen und Imker, den Honig vor der Jakobskreuzkrautblütezeit abzuschleudern - und den Rest der Sommertracht den Bienen selbst zu überlassen. Für Bienen und ihre Larven sind die PA-Gehalte in Nektar und Pollen des Jakobskreuzkrautes unproblematisch. Im Übrigen gilt: Wer auf den Sommerhonig nicht verzichten will, sollte seine Bienenstöcke nicht gerade in die Nähe eines Jakobskreuzkraut-Dominanzbestandes stellen.
Das Jakobskreuzkraut wächst auf überweideten, ausgehagerten, trockenen Flächen und sollte nicht mit dem geschützten Wassergreiskraut verwechselt werden, das auf feuchten bis nassen Standorten wächst. Die Gattung der Kreuzkräuter umfasst noch viele weitere Arten, von denen das Gemeine Kreuzkraut, Hain-und Raukenblättriges Kreuzkraut wohl die häufigsten sind. Es handelt sich um einheimische Arten, die seit langem Teil der Kulturlandschaft sind. Ausnahme ist das aus Südafrika stammende schmalblätterige Kreuzkraut, das sich besonders entlang der Straßen ausbreitet. Kreuzkräuter sind deutschlandweit flächendeckend verbreitet, eine deutliche Zunahme einzelner Arten wird nicht beobachtet.
Durch die extensive Nutzung von Weiden und der unterlassenen Nachmahd konnte sich das Jakobskreuzkraut dort stark ausbreiten. Auf überweideten Bereichen und offenen Stellen findet der Samen gute Keimbedingungen. „Damit die bis zu 3000 Samen einer Pflanze sich nicht verbreiten können, ist es wichtig die Pflanzen vor dem Blühstadium zu bekämpfen. Sie müssen mit all ihren Teilen in den Restmüll entsorgt werden, damit sie nicht doch noch von den Weidetieren gefressen werden.“ rät Hannelore Frick-Pohl. Junge Pflanzen sind am giftigsten, größere Pflanzen werden meist gemieden, da sie einen abschreckenden Geruch verbreiten und harte Stängel besitzen. Beim Trocknen verfliegt dieser Geruch jedoch, weshalb das Mähgut entfernt werden muss.
Für Halter von Weidetieren gilt:
- Regelmäßige Kontrolle der Weiden auf Jakobskreuzkraut. Intensive Bekämpfung der Pflanzen.
- Keine Fütterung von Frischfutter, Heu oder Silage, in dem die Pflanze enthalten ist.
Ausreichendes Angebot auf der Weide, so dass die Tiere bei knappem Futter nicht das Jakobskreuzkraut fressen.
- Rechtzeitige Nachsaat auf offenen Flächen, damit Jakobskreuzkraut sich erst gar nicht ansiedeln kann. Pflege und Erhalt einer dichten Grasnarbe.
- Regelmäßige Ausmahd von Geilstellen auf Weiden, Pflanzen unbedingt vor der Blüte schneiden.
Aber nicht alles was derzeit gelb blüht ist Kreuzkraut! Auch Habichtskraut, Goldrute, Johanniskraut, Rainfarn, Hornklee und auch die grün-gelbe Blüte des Pastinak sind derzeit vor allem entlang der Straßen zu beobachten. Nicht nur das menschliche Auge freut sich über die Blüten sondern vor allem Insekten, die in dieser Jahreszeit eher wenig Nahrung finden.
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die untere Naturschutzbehörde Kreis Herford (Telefon: 05221 – 13 23 21 oder Mail) oder die landwirtschaftlichen Berater der Kreisstelle Herford-Bielefeld.