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Pressemitteilungen

21.03.2023

»Den Nachwuchs für die Allgemeinmedizin begeistern« -Förderung für Medizinstudierende im Kreis Herford

„Für mich ist die Allgemeinmedizin ein unglaublich spannender Bereich. Hier hat man mit jeder Krankheit zu tun, alle medizinischen Fachgebiete begegnen einem früher oder später. Die Arbeit ist abwechslungsreich und basiert auf einem oft sehr persönlichen Verhältnis zu den Patientinnen und Patienten“, erklärt Martin Knaub. Der Medizinstudent aus Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) absolviert derzeit seine vierwöchige Famulatur in der Hausarztpraxis von Dr. med. Bettina Beinert in Bünde.

Eine Famulatur gehört neben einem Blockpraktikum und dem Praktischen Jahr (PJ) zu den Praxisphasen des Medizinstudiums. Absolvieren Studierende wie Martin Knaub diese Phasen im Kreis Herford, können sie eine Förderung des Kreises Herford in Anspruch nehmen: diese umfasst finanzielle Anreize – etwa für Wohnen und Mobilität. Im Falle einer Famulatur sind das einmalig 200 Euro.

Für die medizinische Versorgung ist es für uns von großem Wert, junge Medizinerinnen und Mediziner für den Kreis Herford zu gewinnen“, erklärt dazu Marius Tönsmann vom Kreis-Gesundheitsamt. „Die Unterstützung von Studierenden, die während des Studiums praktische Erfahrungen bei uns im Kreis Herford sammeln wollen, ist dabei ein sehr gutes Instrument“, so Tönsmann. Ein Ziel des Kreises sei dabei die Hoffnung auf den Klebeeffekt, sodass viele Nachwuchskräfte langfristig in der Region bleiben.

Auch Martin Knaub hat die Förderung des Kreises in Anspruch genommen, nachdem er durch eine Internetrecherche darauf aufmerksam geworden. Und auch wenn er nicht wegen der Förderung, sondern aufgrund von Erfahrungsberichten eines befreundeten Arztes in den Kreis Herford gekommen ist, freut er sich sehr über die Unterstützung. Zudem gefällt es ihm bei Dr. Bettina Beinert.

„Ich begleite Dr. Beinert bei vielen ihrer Patientengespräche und kann mir dabei ein sehr genaues Bild von der Arbeit des Hausarztes machen. Gewisse Dinge - wie zum Beispiel Blut abnehmen - mache ich auch selbst“, so Knaub. Dass Famulanten eher zum Lernen und Erfahrung sammeln in eine Praxis kommen, statt diese zu entlasten, stört Dr. Beinert nicht. Im Gegenteil. Ihre Motivation, Medizinstudenten bei sich aufzunehmen, ist eine Andere:

„Ich möchte dazu beitragen, die jungen Medizinerinnen und Mediziner für die Allgemeinmedizin zu begeistern und ein Interesse für dieses spannende und sehr abwechslungsreiche Arbeitsfeld zu schaffen. Wir benötigen zwingend und zügig mehr Nachwuchs in diesem Bereich. Die Gesellschaft wird immer älter – genauso wie viele Hausärztinnen und Hausärzte. Wir müssen aktiv daran arbeiten, dass wir die Versorgung langfristig sichern“, so die Praxisinhaberin, die vor ihrer Hausärztetätigkeit u.a. als Fachärztin für Kardiochirurgie im Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen gearbeitet hat.

Dr. Beinert spricht damit einen wichtigen Punkt an: Im Kreis Herford sind 38 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt. Um die hausärztliche Situation im Kreis Herford langfristig zu sichern, brachte der Kreistag das Maßnahmenpaket zur Sicherstellung der (haus-)ärztlichen Versorgung im Kreis Herford auf den Weg. Neben der Förderung für Medizinstudierende zählt zu dem Paket etwa auch die Niederlassungsförderung neugegründeter Hausarztpraxen. Der Kreis Herford förderte in diesem Zusammenhang kreisweit bereits 13 Praxen in von Unterversorgung bedrohten Kommunen mit jeweils bis zu 25.000 Euro.

Darüber hinaus startete der Kreis im Jahr 2021 zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) das Förderprogramm „Kreis Herford sucht Hausarzt: Mit Praxis zur Praxis“, um Ärztinnen und Ärzte für die Hausärztetätigkeit im Kreis Herford zu gewinnen.

Die Förderung von Medizinstudierende führt zwar nicht kurzfristig dazu, Ärztinnen und Ärzte für den Kreis Herford zu gewinnen. Aber: „Wir brauchen in der Zukunft viele Nachwuchskräfte für unseren Kreis. Mit dieser Förderung wollen wir mehr Praxisphasen von Studierenden in den Hausarztpraxen und Kliniken im Kreis ermöglichen“, so Tönsmann, der betont: „Die geförderten Studenten werden nicht verpflichtet, nach Abschluss des Studiums im Kreisgebiet zu arbeiten. Das wäre aus unserer Sicht der falsche Weg. Wir wollen als Region überzeugen“.

Seitdem Dr. Bettina Beinert die Praxis im April 2022 von Dr. med. Rolf Wilmsmeierübernommen hat, hat sie zwei Famulanten bei sich beschäftigt. In der Zukunft sollen weitere dazukommen.

Seit 2022 förderte der Kreis sechs Absolventen eines Praktischen Jahres sowie acht Famulanten, die in den Krankenhäusern im Kreis Herford beschäftigt sind oder waren. Darüber hinaus wurden insgesamt 16 Blockpraktikant*innen bzw. Famulanten gefördert, die in Hausarztpraxen beschäftigt sind oder waren.

Die Förderanträge für die verschiedenen Praxisphasen müssen vor Beginn der Tätigkeit beantragt werden. Alle wichtigen Infos hat der Kreis auf seiner Website unter www.kreis-herford.de/medizinstudierende zusammengestellt.