Die kleine Kreishausgalerie
Kunst gehört zum Leben. Also gehört Kunst auch ins Kreishaus. Eine kleine Auswahl besonderer Werke finden Sie hier.
Ostbahnhof von Bruno Krenz
Zur Person:
Bruno Krenz wurde 1950 in Herford geboren. Nach dem Abitur am Friedrichs-Gymnasium studierte er Kunst und Philosophie an den Staatlichen Kunstakademien in Düsseldorf und Münster und wurde Meisterschüler von Timm Ulrichs. Als freischaffender Künstler war er unter anderem in New York, Berlin, München, Rom, Köln und Hamburg tätig. 1985 erhielt Bruno Krenz den Rom-Preis der Deutschen Akademie Villa Massimo. Als künstlerischer Lehrer wirkte er an der Universität Bielefeld, dem dortigen Oberstufen-Kolleg und als Professor für Künstlerische Grundlagen an der Westsächsischen Hochschule für angewandte Künste in Zwickau. Zahlreich sind Einzel- und Gruppenausstellungen seiner Werke, so in München und New York, Marl, Lemgo und Köln, Bielefeld, Münster und Moskau, Bern, Prag und Lodz. Seiner Heimatstadt ist er immer verbunden geblieben, so als Mitglied im Beirat für Stadtbildpflege. 1991 erhielt er den Kulturpreis des Kreises Herford für Bildende Kunst (Zeichnung). In einer großen Retrospektiv-Ausstellung im Daniel-Pöppelmann-Haus 2016 waren seine Werke aus der Zeit von 1975 bis 2015 zu sehen. Anlässlich dieser Ausstellung des Herforder Kunstvereins und der Stadt Herford erschien das Künstlerbuch „Gasthaus ERDE – Bruno Krenz-Retrospektive 1975 – 2015“.
Zum Bild:
Das Bild „Ostbahnhof“ steht in der Reihe der Farbfeldmalereien. Sie entstanden in der Periode 2000 bis 2006. Der Künstler setzt sich darin mit den Ideen und Begriffen der künstlerischen Freiheit, Ordnung und Reinheit auseinander. Er stellt sich die Fragen, was künstlerisch erlaubt oder verboten ist, was der Künstler sich selbst gestatten darf, nach künstlerischen Grenzen und Grenzüberschreitungen. Das führt ihn letztlich zu der Frage nach dem Bild vom Menschen: Inwieweit sind die Menschen geprägt und vorherbestimmt in ihrem Sein und Tun, inwiefern innerlich und äußerlich begrenzt. Muss der Mensch sich an Normen halten wie eine Marionette oder kann und darf er sie verletzen, weil er Herr seiner selbst ist?
"Mondaufgang im Moor" von Otto Modersohn
Zur Person:
Otto Modersohn wurde am 22. Februar 1865 in Soest geboren. Er studierte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Karlsruhe. Seine Vorbilder waren die französischen Freilichtmaler der Schule von Barbizon. Bald löste er sich von der akademischen Malerei; er legte größten Wert auf den individuellen Ausdruck des Künstlers und der Gefühle, die er dem Gegenstand entgegen bringt. 1890 notierte der Maler: „Eine Kunst, die über das optische Sehen fast hinausgreift und den Gehalt, die Eigenschaft der Dinge erreichen will, ist mein Ideal. Elementar muss sie wirken, die Gegenstände mit Vehemenz erfassen, Dokumente der Natur errichten“. Mit gleichgesinnten Künstlerfreunden gründete er in der Folge die Künstlerkolonie von Worpswede.
Modersohns Werk umfasst mehr als 12.000 Stücke, die sich in die frühe westfälische Phase, die Worpsweder und Fischerhuder Zeit und die Schaffensperiode im Allgäu gliedern. Modersohn war drei Mal verheiratet. Seine zweite Frau war Paula Modersohn-Becker, die als Malerin international Berühmtheit erlangte, aber schon 1907 im Alter von 31 Jahren starb. Otto Modersohn starb 1943 in Rotenburg/Wümme. Seine Werke werden unter anderem in Museen in Fischerhude, Wertheim und Tecklenburg gezeigt.
Zum Bild:
Das Bild „Mondaufgang im Moor“ hat Otto Modersohn 1896 gemalt. Zu der Zeit lebte der Maler in der Künstlerkolonie Worpswede. Wie viele andere Gemälde aus dieser Periode zeigt es in der für ihn typischen Art die mystische Stimmung der Moorlandschaft voller Einsamkeit und ungestörter Ruhe. Menschen kommen darin nicht vor. Für Modersohn kam immer zuerst der Baum, dann die Blume, dann der Mensch.
Das Bild wurde in 2009 restauriert und neu gerahmten. Im selben Jahr war es Teil der Ausstellung „Otto Modersohn, Worpswede 1896-1900“ im Museum in Fischerhude.
"Erntefeld" von Peter August Böckstiegel
Zur Person:
Peter August Böckstiegel kam 1889 in Arrode bei Werther zur Welt und wuchs in einer armen Leineweberfamilie auf. In Bielefeld machte er eine Lehre als Maler und Glaser. Er wurde Schüler an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Böckstiegels malerisches Talent wurde bald erkannt. Gefördert wurde er von Ludwig Godewols, Lehrer an der Fachschule der Malerinnung. Fasziniert war Böckstiegel von der Malerei Vincent van Goghs. Mit Hilfe eines Stipendiums ging er nach Dresden an die Akademie der Bildenden Künste. Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete er und bekam mit seiner Frau Hanna zwei Kinder. Im „Dritten Reich“ wurden seine Bilder als entartet verfemt, aus den Museen entfernt und größtenteils verbrannt. In der Nachkriegszeit setzte er sein künstlerisches Schaffen weiter fort, sowohl in Dresden als auch in seinem Elternhaus in Arrode. Er starb 1951. Dem Künstler und seinen Werken ist ein 2018 eröffnetes Museum in Arrode gewidmet. Mit August Macke, Hermann Stenner und anderen gehört er zu den profiliertesten Vertretern des westfälischen Expressionismus.
Zum Bild:
Das Werk ist im Verzeichnis der Pastelle von Böckstiegel unter der Nummer 27 gelistet. Bis 2001 hing es im Deutschen Tabak- und Zigarrenmuseum in Bünde. Es heißt „Erntefeld“, entstand 1942 und ist eines von mehreren Pastellen, die Böckstiegel in diesen Jahren in Arrode zeichnete. Das Medium des Pastells war für ihn in den Kriegsjahren zum einen erschwinglich und verfügbar - Ölfarben waren knapp. Zum anderen konnte er so eine leuchtende Farbigkeit entstehen lassen, die er gesucht hatte. Das war in der NS-Zeit nicht ganz ungefährlich. Das Blatt ist original, für die Zeit typisch gerahmt.
"Kreishaus in Herford" von Wolfgang Heinrich
Zur Person:
Wolfgang Heinrich stammte aus Berlin, wo er 1928 geboren wurde. Mit ersten Zeichnungen und Aquarellstudien begann er in der Landschaft rund um die Müggelberge in Berlin. Nach Krieg und Gefangenschaft studierte er Kunsterziehung und Malerei an der Pädagogischen Hochschule. 1952 wurde er Kunsterzieher in Ostberlin. 1958 zog er mit seiner Frau Ruth nach Herford. Neben seiner Tätigkeit als Pädagoge reiste er zum Malen in viele europäische Länder, sowie in den Iran und den Irak. Neben dem Aquarell beschäftigte er sich zunehmend mit Holz- und Linolschnitt sowie der Lithographie. Schwerpunkte seines künstlerischen Schaffens waren die Regionen Ostwestfalen/Lippe und Friesland mit der Nordseeküste. Für seine anhaltenden freundschaftlichen Kontakte zur englischen Garnison in Herford verlieh ihm Königin Elizabeth II. von England den Orden „Honorary Member of the British Empire (MBE)“. Wolfgang Heinrich war Lehrer an der Grundschule auf dem Stiftberg, Dozent der Volkshochschule, arbeitete in der Lehrerfortbildung und als Buchautor und war viele Jahre lang Leiter der Bildstelle des Kreises, des späteren Medienzentrums. Er war Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seine Werke sind in vielen öffentlichen Gebäuden der Region vertreten. Im November 2020 schied er zusammen mit seiner Frau aus dem Leben.
Zum Bild:
„Ich liebe die Farbe und ich liebe die Natur“, hat Wolfgang Heinrich einmal gesagt. Das Aquarell vom Kreishaus ist ganz in diesem Sinne gemalt. Mit Mut zur Farbe und einer freundlichen, optimistischen Interpretation seines Motivs schafft er es, einem betont nüchtern gestalteten Gebäude aus seiner schlichten Sachlichkeit heraus zu helfen und ihm eine menschenfreundliche Anmutung zu verleihen. Die Architektur wird auf diese Weise zum Teil einer gestalteten Natur.