Die Betriebe des Kreis Herford stellen sich vor
Agoform - Kunststoffherstellung in Löhne
„Ich war sehr neugierig, was hinter dem Firmennamen steckt und bin auch begeistert, dass AGOFORM ein Kooperationspartner im Spitzencluster It`s OWL ist“, beschreibt Jürgen Müller. Denn das Kunststoffunternehmen arbeitet seit einiger Zeit mit Fachhochschulen und Forschungsinstituten zusammen. „Wir waren es gar nicht gewohnt, dass uns als Mittelständler jemand unterstützt“, sagt AGOFORM Geschäftsführer Michael Ruprecht. Dabei ergibt sich aus der Zusammenarbeit für das Unternehmen aus Löhne und den Fachhochschulen eine Win-win-Situation: „Junge Menschen haben die Möglichkeit gemeinsam mit uns neue Projekte zu entwickeln, dadurch können wir sie in ihrer Arbeit unterstützen und am Ende haben wir eine tolle und innovative Arbeit vom Frauenhofer Institut bekommen“, beschreibt Ruprecht.
In der Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer Institut hat AGOFORM auch von den Studierenden gelernt. Ein neues Projekt kann schon Mal sechs bis acht Monate Zeit in Anspruch nehmen – das habe AGOFORM erst lernen müssen, ein Projekt zu finden, dass bis zur Vermarktung auch Zeit hat. „Wir müssen auch mal Geduld haben“, bemerkt Ruprecht.
Geschäftsführer Michael Ruprecht bilanziert die Zusammenarbeit: „Wir geben gerne Geld aus, wenn es uns hilft, die Zukunft zu sichern.“ Durch das Spitzencluster entstehen nicht nur Kooperationen zwischen Fachhochschulen und Betrieben auch die Unternehmen im Kreisgebiet haben die Möglichkeit sich noch besser zu vernetzen und voneinander zu lernen.
AGOFORM ist ein wachsendes Unternehmen und lebt vor allem durch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb bietet AGOFORM auch jedes Jahr zwei Ausbildungsplätze im gewerblichen Bereich und einen kaufmännischen Ausbildungsplatz an. „Aber leider finden wir nur schwer Auszubildende im gewerblichen Bereich, so zum Beispiel für die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker“, beschreibt AGOFORM-Betriebsleiter Georg Hartsieker die derzeitige Situation. Das Problem gebe es nicht nur bei AGOFORM sondern in fast allen handwerklichen Betrieben – viele junge Menschen wollen Studieren oder nach der mittleren Reife weiter zur Schule gehen. Deshalb sei es schwer, Schülerinnen und Schüler für handwerkliche Berufe zu begeistern.
Von der Theorie zur Praxis: Bei AGOFORM hat Jürgen Müller die einzelnen Produktionsschritte erlebt und gesehen, wie beispielsweise eine rutschfeste Kunststoffmatte produziert wird. „In diesen Momenten wird für mich ein Unternehmen greifbar, wenn aus Theorie Praxis wird und praktische Alltagsgegenstände entstehen“, betont Müller. Auch das Interesse und das Engagement im Spitzencluster von Mittelständischen Unternehmen und die Bemühungen um Auszubildende sei bemerkenswert. Denn dadurch wird Forschung und Lehre vorangebracht und als Produkt entstehen intelligente technische Systeme, die Unternehmen in der Produktion voranbringen.
Ahlers - Modehersteller in Herford
Mit einer Jeans ist man(n) heute immer gut angezogen, ein Sacco dazu und schon steht das etwas andere Outfit für Geschäftstermine“, erfährt Landrat Jürgen Müller von Dr. Karsten Kölsch, Vorstandsmitglied bei der Ahlers AG in Herford. Kein Wunder also, dass etwa die Hälfte der Umsätze von Ahlers mit Jeans gemacht werden. Dafür werden am Tag 15.000 Jeans produziert und im Ahlers-Jeans-Lager an der Bielefelder Straße in Herford stets 600.000 Jeans für den Einzelhandel bereit gehalten. Die logistischen Prozesse für Produktion und Versand werden zentral von Herford aus gesteuert.
Die Ahlers AG als einer der größten deutschen börsennotierten Modehersteller ist mehr als 95 Jahre alt und hat ihren Sitz seit 1932 in Herford-Elverdissen. In Herford sind 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, weltweit arbeiten 2.000 Menschen für die AG.
In Herford ist die Verwaltung, hier werden Logistik und Qualitätssicherung gesteuert und hier sitzen auch Produktentwicklung und Kreativabteilung, die sich mit den Modetrends der kommenden Jahre beschäftigen.
Ob es Probleme gebe, Auszubildende zu finden, will Landrat Jürgen Müller wissen, denn bei Betriebsbesichtigungen tauche dieses Thema eigentlich immer wieder auf.
Bei Ahlers könne man sich tatsächlich noch die besten Bewerberinnen und Bewerber aussuchen, erklärt Karsten Kölsch, denn bei jungen Menschen, besonders auch Frauen sei die Modebranche sehr beliebt. Rund zwanzig junge Menschen werden aktuell bei Ahlers ausgebildet – fast alle werden übernommen. Zunehmend wird statt der klassischen Lehre auch ein duales Studium angeboten, weil das den Nachwuchs gut für das Management im Unternehmen vorbereitet und spätere Unterbrechungen der Berufstätigkeit durch angehängtes Studium vermeidet.
Auch die Fachkräfte fehlen in der Modebranche nicht, erklärt Kölsch, wohl auch, weil Ahlers mit seinen Kernmarken Pierre Cardin, Baldessarini und Otto Kern einen hohen Exportanteil habe und damit durch Internationalität auch für Führungskräfte sehr attraktiv sei.
Allerdings verschiebt sich der Absatzmarkt. Das Internetgeschäft boomt, immer weniger Leute kaufen in den Innenstädten - ein Rückgang von 5-10 Prozent sei dort zu verzeichnen. „Der typische Ahlers-Kunde kauft aber lieber im Einzelhandel und will exzellent beraten werden. Deswegen unterstützen wir den Einzelhandel bei der Präsentation unserer Mode, freuen uns aber auch über besondere Ideen und Aktionen des Einzelhandels, die das Einkaufen zum Erlebnis werden lassen und mehr Menschen in die Innenstädte ziehen“, erklärt Karsten Kölsch und erwähnt Positivbeispiele in Herford wie verkaufsoffene Sonntage, extra lange Donnerstage oder die Ladies Nights – Shoppingerlebnisabend extra für Frauen.
Altmann - Bauteile für Mess- und Regeltechnik in Herford
Im kommenden Jahr feiert das in Herford ansässige Unternehmen seinen 55. Geburtstag und blickt dabei auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurück.
Trotz der jahrzehntelangen Geschäftstätigkeit ist die Altmann GmbH fast nur bei seinen Kunden und Partnern bekannt.
„Selbst manche Bewerber wissen nicht immer, was wir hier eigentlich herstellen“, erläutert die geschäftsführende Gesellschafterin Alexandra Altmann lachend und erklärt, dass hier sehr spezialisierte Präzisions-Bauteile für die Industrie hergestellt werden. Es sind Potentiometer, die beispielsweise als Steuerungsregler an Großküchenherden oder in Kränen zum Einsatz kommen.
Mit der hauptsächlich kundenspezifischen Produktpalette bewegt sich das Herforder Unternehmen in einer Nische und liefert individuelle Sensorik-Lösungen. Produziert werden Stückzahlen von 1 - 250.000.
45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in dem Unternehmen. Die Frauenquote liegt bei über 65%, denn in der Produktion geht es oft um sehr filigrane handwerkliche Tätigkeiten. In der eigenen Konstruktionsabteilung werden sowohl Spritzgusswerkzeuge als auch Montagevorrichtungen für den eigenen Bedarf konstruiert und im Werkzeugbau hergestellt. Hierbei handelt es sich um Schleiferfedern, deren Größe Bauteilen aus der Uhrenindustrie entsprechen, bis hin zu kompletten Gehäuseteilen.
Von der Bandbreite des Unternehmens zeigte sich Landrat Jürgen Müller bei der Betriebsbesichtigung besonders beeindruckt. Die betriebliche Ausbildung ist ein wichtiger Schwerpunkt im Unternehmen, da es keinen „Potentiometerwerker“ als Ausbildungsberuf gibt. Firma Altmann bildet daher in erster Linie für den eigenen Bedarf aus. Sie sind anerkannter IHK-Ausbildungsbetrieb in den Bereichen: Industriekaufleute, Fachkräfte für Montage- oder Zerspannungstechnik sowie Werkzeugmechanik.
Die unterschiedlichsten Branchen finden sich im Kundenstamm von Altmann: Sie kommen aus dem Segment Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugbau, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie der Daten- und Sicherheitstechnik. Es gibt keine industrielle Branche, die nicht mit Altmann-Potentiometern ausgestattet werden könnte.
Ernst Dix GmbH - Vom Malermeister zum Allrounder
Wenn die Sonne mal wieder brennt und die hohen Temperaturen auf das Gemüt drücken, ist eines für das eigene Heim besonders wichtig: Sonnenschutz. Auf diesen Schutz hat seit über 45 Jahren die Ernst Dix GmbH in Rödinghausen-Bruchmühlen spezialisiert: Von Gardinen und Jalousien, über Markisen und Rollläden bis hin zu Terrassendächern.
Der Gründer des Unternehmens, Ernst Dix, ist auch mit 82 Jahren immer noch aktiv. So lud er Landrat Jürgen Müller in sein Geschäft ein, um ihm sein Traditionsunternehmen vorzustellen. Angefangen hat Ernst Dix als Malermeister. 1972 gründete er schließlich die Ernst Dix GmbH, die immer weiter wuchs. Heute hat das Unternehmen 19 Mitarbeiter und neben Bruchmühlen weitere Standorte in Osnabrück und Bielefeld.
Überall werden, neben Produkten zum Sonnenschutz, sowohl verschiedene Bodenbeläge wie Laminat, Teppich oder Parkett als auch Tapeten und Farben angeboten. „Wir sind nicht nur in Rödinghausen, sondern in ganz Ostwestfalen und auch im Landkreis Osnabrück gut verwurzelt“, erklärt Ernst Dix. Ein Team aus Raumausstattern, Tischlern und Malern sorgt dafür, dass die Produkte nicht nur verkauft, sondern zusätzlich verarbeitet und für den Kunden individuell hergerichtet werden.
Die Ernst Dix GmbH ist ein echtes Familienunternehmen. Schon seit langer Zeit sind die beiden Söhne Andreas und Christian Dix fest ins Unternehmen eingestiegen. Andreas Dix (58) arbeitet als Geschäftsführer und kann gelernter Raumausstatter- und Parkettleger-Meister seine Expertise bestens einbringen. Das gilt auch für Christian Dix (52), der als gelernter Bankkaufmann ebenfalls im Familienbetrieb tätig ist.
Zudem wird auf den eigenen Nachwuchs gesetzt: Sechs ehemalige Lehrlinge sind bei der Firma Dix beschäftigt. Diese Strategie hat sich bezahlt gemacht: „Das ist ein Faustpfand für uns. Wir wissen, mit wem wir arbeiten und können unsere Lehrlinge bestmöglich bei uns einarbeiten“, sagt Ernst Dix. Als Unternehmer, aber auch als aktiver Fußballer und Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein, ist er seiner Heimat immer treu geblieben.
Landrat Jürgen Müller sprach mit den Unternehmern nicht nur über die Firma, sondern auch über die Zusammenarbeit mit der Verwaltung. So bat Andreas Dix die öffentliche Hand, bei Aufträgen noch mehr heimische Unternehmen mit einzubeziehen.
„Natürlich helfen uns heimischen Unternehmen auch immer Aufträge der öffentlichen Hand. Wir freuen uns, wenn wir hier mehr Berücksichtigung finden“, erklärt Andreas Dix. Bei Landrat Müller stößt er dabei auf offene Ohren: „Ich setze mich persönlich dafür ein, dass wir heimische Unternehmen unterstützen. Letzten Endes müssen wir als Behörde immer öffentlich ausschreiben. Dennoch weiß ich die Zusammenarbeit mit unserer Wirtschaft vor Ort besonders zu schätzen“, so der Landrat.
Auch das kulturelle Leben im Kreis Herford war Thema. Als Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Bruchmühlen ist Ernst Dix daran gelegen, kleinere kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen wieder möglich zu machen. Die Entscheidung liegt zwar bei den örtlichen Ordnungsbehörden, dennoch nimmt der Landrat das Anliegen gerne mit ins Kreishaus, denn ihm ist bewusst: „Vereine wie der Rassegeflügelzuchtverein sind wichtig für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in einem Dorf und einer Stadt. Wir achten darauf - unter Beachtung der Auflagen - vieles wieder möglich zu machen“, so Jürgen Müller.
Unternehmensbesuche wie bei der Ernst Dix GmbH sind laut Landrat Jürgen Müller besonders wichtig. „Wir können uns vor Ort ein Bild machen und uns die Anliegen unserer Unternehmer persönlich anhören. Natürlich kommen dann auch Themen zur Sprache, die nicht immer etwas mit dem Geschäft zu tun haben – aber trotzdem wichtig für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft sind“, so Jürgen Müller.
Eratex - Technische Textilien in Herford
Da staunte Landrat Jürgen Müller nicht schlecht, als er hörte wie viele Produkte in einem der ältesten Unternehmen des Kreises bereits hergestellt wurden. Vor über 150 Jahren haben die Gebrüder Ernstmeier mit Stoffen für Verpackungen begonnen, schnupperten aber auch schon in die Textilveredelung von Arbeitskleidung, stellten später Bucheinbände her und stiegen außerdem in die Kunstlederfabrikation ein. Mit dem deutschen Reisepass und dem PVC-Kunstleder konzentrierte sich das Unternehmen u.a. auf die Ausweiseinbindung, aber auch auf die Stoffe für Autos, Kinositze oder andere Sitzmöbelbezüge.
Ab den 60er Jahren wurden auch Faltenbälge zum Schutz elektronischer Bauteile hergestellt – die Konzentration auf Schleifmittelträger begann. „Das Unternehmen hat sich immer wieder in neue Bereiche hineinentwickelt, doch was immer geblieben ist sind die Unterlagen für Schleifmittel. Immer schon waren wir Verfechter der Spezialisierung und die Nische hat letztendlich auch den Erfolg gebracht. Wir sind heute Weltmarktführer bei den Schleifmittelträgern“, erklärt Geschäftsführer Oliver Jackl.
Heute sind Schleifmittelträger das Kerngeschäft für Eratex, bedient werden ausschließlich Industriekunden. Das Gewebe wird in Herford so ausgerüstet, dass es als Schleifmittel für Metall, Glas oder Holz eingesetzt werden kann. Mehr als 1200 unterschiedliche Trägertypen finden sich im Programm. Im eigenen Entwicklungslabor arbeiten 8 Mitarbeiter. Die Produktion ist auf über 15,5 Millionen Quadratmeter Trägerstoff gestiegen, 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für das Herforder Unternehmen heute tätig.
Landrat Müller freute sich vor allem, dass er bei der Betriebsbesichtigung auf offene Ohren traf, was die Zusammenarbeit mit Hochschulen betrifft. Eratex kann sich grundsätzlich vorstellen, über das Technologie-Netzwerk „it's OWL“ eine Kooperation mit einer Hochschule einzugehen. In dem Spitzencluster bündeln Weltmarktführer im Maschinenbau aber auch der Elektro- und Elektronik- und Automöbelzuliefererindustrie sowie Spitzenforschungseinrichtungen ihre Kräfte. Das gemeinsame Ziel ist es, eine Spitzenposition der Region OWL im globalen Wettbewerb für intelligente technische Systeme zu erreichen.
Febrü - Büromöbelhersteller in Herford
Eigentlich ist sie vorbei - die Zeit, in der das Büro aus einem tristen Schreibtisch, dem Rollcontainer und dem ebenso schlichten Büroschrank bestand. Heute sollen Arbeitsplätze attraktiv sein. Weg vom sterilen Einheitsbüro hin zur individuellen Wohlfühlzone.
„Wir denken anders, denn auch die Arbeitswelt hat sich gewandelt. Freude und Sinn bei der Arbeit zu empfinden ist heute wichtiger denn je und ist ein Grund dafür, dass Mitarbeiter sich für einen Arbeitgeber entscheiden oder ihn verlassen“, erklärt Febrüs Geschäftsführer Christian Stammschroer und stößt dabei auf zwei sehr neugierige Ohren.
Landrat Jürgen Müller, als Leiter der Kreisverwaltung Arbeitgeber für rund 1000 Menschen, arbeitet seit mehreren Jahrzehnten in einer Behörde und weiß, wie sterile Büros aussehen. Bei der Betriebsbesichtigung des Herforder Büromöbelherstellers Febrü staunt er über akustische Bilder, über Wohlfühloasen statt Konferenzzimmern, über Korbsessel, die an der Decke hängen und zum Schaukeln einladen oder über autarke Arbeitsplätze mit ebenso autarker Stromversorgung. Dabei erfährt er, dass Febrü Arbeitsplätze möglichst individuell einrichtet. Der Ansatz ist ganzheitlich und umfasst das gesamte Büro: Neben Büromöbeln gehören dazu eben auch Pflanzen, Wandgestaltung, Akustik und Lichttechnik und drum herum ein Konzept zum Thema Gesundheit, Fitness und Zusammengehörigkeit. „Es macht Spaß anzuschauen, mit wieviel Elan hier gearbeitet wird und wie innovativ Büroeinrichtungen und Arbeitskonzepte sein können. Mich begeistert, dass auch individuelle Lösungen praktikabel und finanzierbar, aber auch wirtschaftlich produzierbar sind“, erklärt Jürgen Müller.1000 Büro-Arbeitsplätze werden pro Woche im Herforder Füllenbruch hergestellt. Das Besondere daran: Fast die gesamte Wertschöpfungskette wird in Herford abgedeckt - vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt wird zu 95% alles in Herford hergestellt. Febrü ist deshalb nahezu unabhängig von Fremdleistungen. Seit nunmehr fünf Jahren geht es bei Febrü stetig bergauf. Personalstärke und Umsatz haben sich verdoppelt: 25 Millionen Euro wurden investiert in Personal, neue Maschinen und Gebäude. Zwei komplett neue digitale Roboter-Produktionsstraßen stehen kurz vor Inbetriebnahme.
Febrü bedient Kunden in ganz Europa. In Deutschland sind es vor allem mittelständische Unternehmen, zunehmend aber auch Konzerne und kommunale Verwaltungen. Trotzdem ist noch Platz nach oben und Platz für Wünsche. Einen formuliert Geschäftsführer Stammschroer sehr klar: „Ich wünsche mir wesentlich mehr regionale Kunden. Von den kurzen Wegen für Beratungstermine und die Auslieferungen würden alle profitieren“.
GSR Ventiltechnik
Hochwertige Ventile aus Vlotho - 50 Jahre GSR – Landrat begeistert über spezielle Ventiltechnik
Hidden Champions sind die unbekannten heimlichen Gewinner, die in ihrer Branche Marktführer sind, die von den Menschen in ihrem Produktionsumfeld aber kaum wahrgenommen werden. Ein solcher Champion produziert auch im Gewerbegebiet Im Meisenfeld in Vlotho.
Etwas versteckt hinter dem großen Hettich-Komplex werden bei „GSR Ventiltechnik“ an sechs Tagen die Woche täglich rund 600 Ventile produziert. Sie werden im Maschinen- und Anlagenbau, dem Schiffbau und der
Industrie eingesetzt. Nahezu jedes Ventil „made in Vlotho“ ist speziell gefertigt, denn GSR produziert nicht in Massen sondern hat sich auf kundenspezifische Ventillösungen spezialisiert und zwar so erfolgreich, „dass wir von einem unserer besten Geschäftsjahre berichten können – noch nie waren die Aufträge so stark und der Umsatz so hoch. Wir erwarten ein sehr gutes Jahr und sind auch für 2022 sehr zuversichtlich“, hebt Geschäftsführer Bernhard B. Wuermeling hervor.
1971 starte die Gesellschaft für Steuer- und Regeltechnik – kurz GSR – im Norden Deutschlands: Aus dem Startup mit zwei Mitarbeitern wurde schnell ein Spezialist für anspruchsvolle Ventile. Nach sieben Jahren dann der Umzug in den Kreis Herford – aus dem einst inhabergeführten Unternehmen wurde 1999 eine Holding. Das einst inhabergeführte Unternehmen ging 1999 unter das Dach der INDUS HOLDING AG. Heute hat die GSR Tochtergesellschaft am Standort Vlotho, über 140 Mitarbeitende, davon 12 Auszubildende, und einen Jahresumsatz von über 20 Millionen Euro. Tendenz steigend: 2019 hat der Ventilspezialist die Kapazitäten in Vlotho um das Doppelte erweitert: Eine neue Lagerhalle, eine neue Fertigungshalle und neue Büroräume für den Vertrieb sind ist dazugekommen.
Landrat Jürgen Müller ist beim Betriebsrundgang mit Geschäftsführer Wuermeling beeindruckt von dem erfolgreichen Wachstum: „GSR schaut nach vorne und ist unglaublich beweglich. Ein gutes Beispiel ist der Umgang mit den Auszubildenden. Ihnen werden auch nach der Lehre noch hochwertige Qualifizierungsmaßnahmen angeboten, damit sie sich für sich und natürlich auch für das Unternehmen weiterentwickeln. In die Zukunft geht es nur über die besten Köpfe – das wird hier gelebt“.
In die Zukunft blicken ist eine Philosophie des Unternehmens: Dazu zählen der stetige Zuwachs des weltweiten Exportanteils (derzeit etwa 40%) und der Blick auf neue und große Märkte. Beim Thema Wasserstoff beispielsweise kämen beide Komponenten in den Blick, erläutert GSR-Geschäftsführer Wuermeling. Er erwartet, dass sich das Wasserstoff-Geschäft vor allem außerhalb Deutschlands konzentrieren werde. Für Wasserstoff-
Tankstellen in Philadelphia und Washington DC hat GSR bereits zwei ventilgesteuerte Wasserstoffblöcke geliefert. GSR fühlt sich für die Innovationen der Zukunft bereits jetzt gut gerüstet und hat bereits vorgesorgt: Noch immer kann das Unternehmen für Ventiltechnik in Vlotho wachsen – auf dem firmeneigenen Gelände ist noch Platz für eine Erweiterung.
Hirschhorn - Entsorgungsbetrieb in Herford
Seit nun mehr fast 40 Jahren ist das Unternehmen Hirschhorn mit dem beschäftigt, was keiner mehr haben will: Abfall. Schon in der dritten Genration werden in Herford, seit Anfang der 90er in der Nordstraße, Papier, Bauschutt, Holz, Metall und Gartenabfälle von Privatkunden und Gewerbetreibenden sortiert und entsorgt, erklärt Geschäftsführer Thomas Hirschhorn. „Mein Großvater war eigentlich Schausteller, hatte einen LKW und hat immer mal wieder Schrott gefahren. Hinzu kamen mehr und mehr Aufträge und der Einmannbetrieb wurde immer größer. Mein Vater stieg ebenfalls ins Geschäft ein und ich auch für mich stand sehr früh fest, dass ich mit dabei bin“.
Vor zwei Jahren hat er das Unternehmen übernommen – gemeinsam mit seinem Onkel führt Thomas Hirschhorn nun das Familienunternehmen, 20 Mitarbeitende zählen heute dazu: An seiner Seite seine Frau Marion und der älteste Sohn Dean: „Also auch die vierte Generation ist schon in den Startlöchern“, freut sich Marion Hirschhorn. Es war ihre Idee, den Landrat in den Betrieb einzuladen: „Wir und unsere Mitarbeitenden wollten den Landrat gerne näher kennenlernen und auch weitergeben, dass wir bisher nur angenehme Kontakte mit seiner Kreisverwaltung gehabt haben.“ Ein Lob, das Behördenleiter Jürgen Müller gerne hört. Weiter erfährt er von den unterschiedlichen Arbeits-Schwerpunkten, die in der Familie bewusst aufteilt werden, um sich nicht zu sehr in Quere zu kommen.
Marion Hirschhorn kümmert sich um die Abwicklung auf dem Entsorgungshof und die Büroarbeit. Der 24jährige Sohn Dean ist gelernter Landschaftsbauer und arbeitet seinem Vater Thomas zu. Der hat sich auf Tiefbau, Pflaster- und Abbrucharbeiten spezialisiert und stellt dabei fest: „Wir können über private Aufträge nicht klagen. Swimmingpools, Terrassenausbauten, Hauseinfahrten – das geht derzeit richtig gut – aber uns fehlen wirklich die Aufträge der öffentlichen Hand. Es wäre schön, wenn heimische Firmen dabei mehr mitmischen würden“.
Bei Landrat Müller stößt er dabei auf offene Ohren: „Natürlich unterstützen wir heimische Unternehmen so gut wir können – große Aufträge sollen nicht nur an die Großen gehen. Häufig sind uns Behörden aber auch die Hände gebunden, weil wir öffentlich ausschreiben müssen. Trotzdem: ich setze vor allem auf Zusammenarbeit“.
So kann sich Landrat Müller vorstellen, das Knowhow der heimischen Unternehmen künftig stärker einzubinden, wenn Abfallkonzepte erstellt werden. Auch bei der Debatte um die kostenlose kommunale Entsorgung von Sperr- und Elektromüll sollten gemeinsam Konzepte geplant werden. Davon profitierten dann auch beide Seiten, sind sich die Hirschhorns und Landrat Müller einig und schlendern plaudernd weiter - über das 10.000 Quadratmeter große Firmengelände auf dem Abfall zur Familien-Tradition geworden ist.
Kemena - Logistikunternehmen in Löhne
Von rechts und links queren schnell und wendig Gabelstapler die Halle. Bis zu fünf sind es alleine in der neuen Halle – dort wo sich die Hochregale über 100 Meter lang ziehen. Es ist ganz ruhig - jeder hier weiß, was er zu tun hat. Unzählige Paletten werden in die 28 Hochregale verstaut – den Fahrplan gibt der Computer vor. Auf über 25.000 Quadratmetern Fläche gibt es alleine am Standort Löhne 70.000 Stellplätze für Palettensysteme – gefüllt mit Schrauben, Brettern oder aber ganzen Küchensystemen. In zwei weiteren Hallen befinden sich die sogenannten „Pufferhallen“, in denen das Logistikunternehmen KEMENA Lagerflächen seinen Kunden auch mal kurzfristig Kapazitäten bereitstellen kann.
Neben der Lagerlogistik gehören aber auch die Lieferung von Material, die Kommissionierung und auch die Qualitätskontrolle. „Es ist enorm, wie sehr sich die Logistik in den letzten Jahren verändert hat, hier wird quasi mundgerecht und sehr individuell angepasst “, staunen Landrat Jürgen Müller und Wirtschaftsförderer Michael Seggewiß. Und tatsächlich, in der Logistik vollzieht sicher derzeit ein Generationenwechsel „Viele Firmen satteln um und geben beispielsweise die Logistik und die Kommission komplett ab, um sich auf die Produktion, ihre Kernkompetenz konzentrieren können“, erklärt Geschäftsführer Dr. Timo Jording, der schon als Junge zwischen den Lagerregalen herumturnte, allerdings damals in einer ganz anderen Logistik-Generation: „ Es gab den klassischen Lagerverwalter, der genau wusste, wo alles steht. Aber wehe der war mal krank. Heute ist die Lagertechnik hochmodernisiert und sie garantiert sichere und kostenoptimierte Abläufe. Dadurch können wir uns auf Vielfalt konzentrieren. Das macht die Logistik für uns unglaublich spannend“.
Dabei werde vor allem auch auf die Ökobilanz geschaut, erzählt Alicia Jording, im Unternehmen unter anderem für die Auswertung der „Grünen Logistik“ zuständig. „Möglichst kein LKW soll leer fahren, die Transporte werden auf das geringste reduziert und der Bahnverkehr favorisiert“. Schon seit 1996 hat sich KEMENA deshalb einen direkten Zugang zum Zugstreckennetz gesichert.
Angefangen hat bei KEMENA übrigens alles mit der Kohle – vor 107 Jahren gründete Hermann Kemena eine Kohlenhandlung, dann gings über den Heizölhandel zur Bahnspedition hin zum Logistikallrounder. Vielleicht trägt auch die wechselvolle Geschichte des Löhner Familienunternehmens dazu bei, dass aus dem Logistikunternehmen ein spezielles Unternehmen für ganz komplexe Systeme wurde – mit dem Stammsitz in Löhne und einer Dependance in Gütersloh, insgesamt rund 240 Mitarbeiter werden beschäftigt.
Like a bird - Modeunternehmen in Löhne
Vor 10 Jahren hat sich Tanja Kliewe-Meyer aus Spenge selbstständig gemacht – sie hat es keinen Tag bereut und wer mit ihr spricht spürt sofort: Diese Frau brennt für ihr kleines Unternehmen. Davon haben sich Landrat Jürgen Müller und der Wirtschaftsförderer des Kreises, Michael Seggewiß, jetzt ihr ganz eigenes Bild machen können. Sie haben die 44-Jährige studierte Bekleidungstechnikerin an ihrem Unternehmensstandort in Löhne besucht und staunten über die außergewöhnlichen Geschäftsideen der kreativen Geschäftsfrau.
Ihr Modeunternehmen „Like a bird“ setzt auf nachhaltige Mode. Die Marke steht vor allem für Rücksicht auf Umwelt und Mensch und überrascht mit ungewöhnlichen Innovationen, erklärt Kliewe-Meyer mit einem Augenzwinkern: „Wir sind wie Trüffelschweine – immer auf der Suche nach ausgefallenen aber auch hochwertigen Materialien. Wichtig ist auch, dass sich unsere Bekleidung gut und angenehm tragen lässt. “ Dazu gehören zum Beispiel Kleider aus Rosenfasern, Strickware aus nicht kratzender Alpakawolle, T-Shirts aus Abfällen der Kaffeeindustrie die eine natürliche deodorisierende und körperpflegende Eigenschaft in sich tragen oder – die neuste Kollektion – Bekleidung hergestellt aus recycelten Polyester aus Plastikabfällen des Mittelmeers.
Zweimal im Jahr wechselt das Modeunternehmen die Kollektionen – gestemmt von der Geschäftsführerin und nur 3 weiteren Mitarbeiterinnen. Produziert und genäht wird in Mazedonien und Italien – zu fairen Löhnen, versteht sich für Tanja Kliewe-Meyers von selbst: „Das gehört für mich alles zusammen. Ich stehe zu 100 % für Nachhaltigkeit und halte es für dringend notwendig, dass wir für Schonung und Erhalt der Umwelt sensibilisieren müssen. Ich bin auch überzeugt: Wer nachhaltig sein will, bekommt das recht schnell umgesetzt. Ich habe es ja selbst an mir und meinem Unternehmen erlebt.“
Landrat Jürgen Müller ist nach seinem anderthalbstündigen Besuch begeistert von dem Modeunternehmerin.“ Ich finde es bemerkenswert, wie viele kreative Ideen hier schon umgesetzt wurden und wie viele Ideen noch in dieser Frau schlummern. Ich wünsche mir mehr solcher energiegeladenen Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer für den Kreis Herford – denn sie sorgen für ordentlich Elan und echten Unternehmergeist.“
Pharma-K - Pharmaunternehmen in Löhne
„Man muss die richtigen Menschen zusammenbringen, dann kann man Dinge bewegen – manchmal auch ganze Berge“, sagt Christel Röttinger und meint damit auch ihre Kollegen Vera Ewert und Nils Eickmeier – gemeinsam bilden sie die Geschäftsführung der Pharma K Medical GmbH. Landrat Jürgen Müller erfährt einiges über die Aufgaben des Unternehmens: dazu zählen sämtlichen Facetten des Vertriebs von Arzneimitteln und Medizinprodukten, außerdem Marketingmanagement und Strategieberatung.
Pharma K ist mit der Gründung im Jahr 2011 noch ein junges Unternehmen, das sich allerdings auf die langjährige Pharma-Erfahrungen der Geschäftsführung stützen kann. Über 40 Festangestellte und 240 freiberufliche Mitarbeiter sind für den Arzneimittelvertrieb im Einsatz – ab 2018 ist sogar ein eigenständiger Außendienst geplant, um noch attraktiver für Hersteller zu werden. Vor allem Impfstoffe wie der momentan aktuelle Grippeimpfstoff sind bei Pharma K ein wichtiges Thema – seit August 2016 wird zusätzlich das erste eigene Produkt angeboten, um sich noch breiter aufzustellen.
Generell ist der Pharmabereich im ständigen Wandel und wird von den großen Pharmakonzernen („Big Pharma“) beherrscht – deshalb ist es keine Selbstverständlichkeit, dass das junge Unternehmen aus Löhne sich dort etablieren konnte. „Mittlerweile haben wir uns einen Namen gemacht und werden auf dem Markt wahrgenommen – und zwar deutlich!“ erwähnt Nils Eickmeier stolz. Da er und Vera Ewert aus Löhne stammen, wurde dort auch der Standort für Pharma K auserkoren, erfährt Landrat Jürgen Müller.
Man möchte sich auch bei der Arbeitsatmosphäre von den Großkonzernen abgrenzen – moderne Arbeitsplätze und ein nach Feng-Shui-Prinzipien ausgerichtetes Umfeld gehören für Vera Ewert dazu: „Hier passiert alles mit dem Kopf. Ein schönes Umfeld für unsere Mitarbeiter und die Inspiration und Kreativität zu fördern ist uns sehr wichtig. Es sollen ja alle gerne zur Arbeit kommen!“