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Das Condega-Tagebuch

Vom 09.04. bis zum 13.04.2018 ist eine Delegation aus dem Kreis Herford in Nicaragua. In der Partnerregion Condega wird die 6-köpfige Gruppe aus dem Kreis die gemeinsame Klimapartnerschaft vor Ort mit Leben füllen. Jeden Tag wird es auf dieser Seite Berichte in Tagebuchform geben - verfasst von der Partnerschaftsbeauftragten des Kreises Herford, Dorothea Streich.

Tagebucheintrag

Ankunft, 1.Tag Montag, 09.04.2018:

Über 9.200 Kilometer haben wir hinter uns gebracht: Von Düsseldorf über Atlanta bis nach Managua, der Hauptstadt des mittelamerikanischen Staates in Nicaragua. Managua übrigens bedeutet übersetzt „dort, wo es eine große Wasseroberfläche gibt“.

Acht Stunden sind wir der Zeit hinterher – nach fast 24 Stunden "unterwegs sein", fällt das aber gar nicht mehr auf. Naja, ein bisschen sieht man es uns vielleicht doch an, oder?

Besonders groß war die Freude, als wir am Flughafen von unseren Freunden aus Condega empfangen wurden. Wir freuen uns auf die anstehenden Ereignisse und die vielen neuen Eindrücke, die auf uns warten und erlebt werden wollen.

Auf geht’s nach Condega – vom Flieger ins Fahrzeug, bei Temperaturen um die 25 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent!

Tagebucheintrag

2. Tag Dienstag, 10.04.2018:

Nach einer (für die meisten von uns) erholsamen Nacht, startete der Tag mit einer offiziellen Begrüßung durch die stellvertretende Bürgermeisterin Alcadessa Maria Montoya.


Dazu fanden sich zu einem regen Austausch mehrere Mitglieder des Stadtrates, Vertreter der Zivilbevölkerung aus Condega und unsere Delegation im Restaurant „Las Vegas„ ein.

Regenerative Energien und insbesondere das Thema „Umgang, Qualität und Verfügbarkeit von Wasser“ kristallisierten sich schnell als die Schwerpunktthemen für unsere Klimapartnerschaft heraus:

Um einen besseren Einblick in die Gegebenheiten vor Ort zu bekommen, nahmen die Teilnehmer des Workshops uns mit in die Communidad El Mojon. Hier bekamen wir nicht nur einen Eindruck davon, wie kostbar das Wasser in dem kleinen Dorf ist, sondern auch welche Anstrengungen damit verbunden sind, es nutzen zu können.

 

Während des Vortrages durch den Beauftragten des Dorfes, schlenderten einige Kühe an uns vorbei. Sie blieben stehen um das wenige Grün, das sie finden konnten fröhlich zu verspeisen.

Im Anschluss an den Bericht lernten wir eine weitere Interessengruppe der Klimapartnerschaft kennen: Unternehmer.

Eine Mitarbeiterin der Zigarrenfabrik Omar Ortez führte uns durch die örtliche Produktion. Sie beschrieb die einzelnen Schritte, die nötig sind um aus den Blättern der Tabakpflanze eine der populären nicaraguanischen Zigarren zu machen.

Danach ging es weiter zum Rathaus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier berichteten von ihren Aufgabengebieten und zeigten uns wie unterschiedlich Verwaltungen aufgebaut sein können.

 

Für einen gelungenen Abschluss des Tages sorgte der Besuch am Aussichtspunkt Mirador El Avión. Den Weg dorthin legten wir in einem Bulli zurück, der eine äußerst steile, staubige und auch etwas holprige Straße (vorbei an einem Friedhof) bewältigen musste. Der Ausblick war eine echte Belohnung für den vorangegangenen Nervenkitzel.

Nach diesem ereignisreichen Tag blicken wir gespannt auf das, was uns morgen erwartet: nämlich die Detailanalyse unserer Schwerpunktthemen!

Tagebucheintrag

3. Tag Mittwoch, 11.04.2018:

Den Jetlag weitestgehend hinter uns lassend, ging es heute Vormittag ans „Eingemachte“. Wieder im Restaurant „Las Vegas“ in Condega angekommen, nahmen wir nun mit unseren Freunden die Bearbeitung der Detailanalyse in Angriff. Die intensive Beschäftigung mit dem Thema Wasser und allem was damit zusammen hängt, brachte ein großes Hauptziel für das Handlungskonzept zustande:

"Die Nachhaltige Versorgung in der Kommune“: In Condega mit Wasser und im Kreis Herford durch nachhaltig erzeugten Strom.

Nach dieser ernsthaften und sehr produktiven Arbeitsphase, nutzten wir die Chance, weitere Projekte der Partnerschaftsarbeit kennenzulernen.

Ein Besuch bei INPRHU machte deutlich, wie wichtig die Arbeit zwischen dem Kreis Herford (insbesondere dem Förderverein Herford-Condega), der Stadt Löhne und der Gemeinde Condega ist. INPRHU startete ursprünglich als eine Art Kindertagesstätte, bei der Mütter ihre Kinder morgens abgeben und nach ihrer Arbeit wieder abholen konnten. Heute betreibt die INPRHU insbesondere Aufklärungsarbeit zum Thema AIDS, Sexualaufklärung, aber bietet z.B. auch Mal- und Zeichenkurse, Musik- und Sportangebote oder Nähkurse für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an. Viele kommen aus einem der kleinen Dörfer, die in den Bergen liegen und leben oft unter einfachen Verhältnissen. Jedes Jahr fliegen zwei Freiwillige, die ein soziales Jahr ableisten möchten, mit dem Weltwärtsprogramm nach Condega und unterstützen die INPRHU bei ihrer wichtigen Arbeit.

Durch INPRHU werden immer wieder gemeinsame neue Projekte auf den Weg gebracht und unterstützt. Der Kreis Herford, die Stadt Löhne und insbesondere der Förderverein Kreis Herford - Condega leisten einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärungsarbeit in Condega. So wird langfristig die Lebensqualität verbessert und Wissen vermittelt.
Andersherum können wir von unseren Freunden lernen, wie Kinder-, Jugend- und Aufklärungsarbeit funktionieren kann. Die Ideen, die bei INPRHU durch die Freiwilligen oder die Mitarbeitenden entstehen, werden immer so gestaltet, dass die Kinder- und Jugendlichen gern kommen und sich dabei auch engagieren. So werden insbesondere in der AIDS-Aufklärung lediglich einzelne Jugendliche aus Dörfern ausgebildet, danach wieder zurück in ihre Schulen geschickt, um dort selbst als Multiplikator zu dienen.

Morgen warten weitere Projekte auf uns. Wir sind jetzt schon gespannt, was uns Neues begegnen wird.

 

Tagebucheintrag

4. Tag, Donnerstag 12.04.2018:

Jeder Abschied ist schwer... dennoch mussten wir unseren Freunden heute Lebewohl sagen. Doch zunächst hatten wir noch einen ereignisreichen Tag vor uns.

Früh Morgens wurden wir aus unserem Hotel „Don Vito“ abgeholt, um uns die Holzfabrik in Condega anzuschauen. Wir lernten die einzelnen Fertigungsstationen kennen und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Pedro Montenero erläuterte, wie die schönen Farben in seinen Holzarbeiten zum Glänzen gebracht werden: das passiert ganz natürlich durch die Sonne, die reichlich vorhanden ist - hier in Condega. Für ihn ist es wichtig, altes und trockenes Holz zu verarbeiten. Er benutzt überwiegend Materialien, die von bereits abgestorbenen Bäumen kommen. Das passt gut zu unserer Klimapartnerschaft: Lokale Rohstoffe werden genutzt und vor Ort weiterverarbeitet und ganz nebenbei entstehen auch noch Arbeitsplätze.

Anschließend machten wir uns auf den Weg, um uns über eine geplanten neuen Brunnen in der Communidad Jocote Arriba zu informieren. Der Weg dorthin war abenteuerlich – in einem Pick-Up Truck, holprig und staubig, im wahrsten Sinne des Wortes erlebten wir das hautnah!
Spannend wurde es auch, als kleine Flüsse keine Brücke zur Überfahrt boten und wir quer durch das Flussbett mussten - Wie gut, dass wir einen sehr fähigen Fahrer hatten.

Santa Lucia heißt der Ort, an dem wir uns danach von einem bereits abgeschlossenen gelungenen Projekt überzeugen konnten. Die Wasserrückhaltebecken rund um den Fluss Pire sind ein voller Erfolg.
Das heutige Exemplar wird von sechs Bauern betrieben. Das Becken fängt insbesondere zur Regenzeit viel Wasser auf. Durch ein Rohrsystems und die Tröpfchenbewässerung können damit die Felder bewässert werden. Das Auffangbecken hat eine Kapazität von 1200 qm.

Wieder im Restaurant "Las Vegas" hatten wir uns das Mittagessen nach der langen Tour redlich verdient. Nach einer langen Verabschiedungszeremonie machten wir uns dann auf den Weg nach Managua, wo wir morgen Früh zeitig in den Flieger Richtung Heimat steigen.

Außerdem hatten wir heute Zeit, mit dem Bürgermeister Senior Jairo Arce Aviles zu sprechen. Er und die Bürgerinnen und Bürger grüßen den gesamten Kreis Herford. Der Bürgermeister freut sich über die Gelegenheit, die Partnerschaft mit dem Thema Klimaschutz weiter zu bereichern und zu fördern. Auch hält er es für wichtig, das gestrige Ziel durch den Aspekt der Wiederaufforstung zu ergänzen.
Patrick Puls (Delegationsleitung des Kreises Herford) bedankte sich für die Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die die Gruppe erfahren hat. Die Organisation und inhaltliche Vorbereitung der wirklich knapp bemessenen Zeit, hat Julio Manuel Rodriguez hervorragend umgesetzt. Alle sind mit dem gesamten Arbeitsergebnis sehr zufrieden.

Muchas Gracias á nuestros hermanas y hermanos! Bienvenidos la proxima vez en el districto de Herford!

 

Der Landrat des Kreises Herford, Jürgen Müller, hat in einer Video-Botschaft für den Bürgermeister von Condega, Jairo Arce Aviles, dem Projekt ein gutes Gelingen gewünscht. Die Videobotschaft steht Ihnen rechts in der Randspalte als Download zur Verfügung.

Die Klima-Partnerschaft hatte ihren Projekt-Auftakt im Oktober vergangenen Jahres. Ziel des Projektes ist es, die fachliche Zusammenarbeit deutscher Städte mit Kommunen im globalen Süden in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung zu stärken. Während der zweijährigen Projektphase wird ein Handlungsprogramm erstellt, das die verschiedenen Probleme der Partnerregionen beleuchtet und Lösungsvorschläge aufzeigt.

Da es zwischen dem Kreis Herford und der Region Condega bereits eine langjährige Partnerschaft gibt (dieses Jahr wird das 30-jährige Jubiläum gefeiert!), war es naheliegend, dieses Bündnis mit einer Klimapartnerschaft inhaltlich zu gestalten und zu festigen.

Das Projekt wird seit 2011 durchgeführt von der Servicestelle "Kommunen in der Einen Welt" (SKEW), der Engagement Global in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG 21 NRW). Der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Landkreistag unterstützen das Projekt. Auftraggeber ist das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).